Bild nicht mehr verfügbar.

Zur Person

Gabriele Pauli (49) ist seit 1990 Landrätin in Fürth und seit 1989 im CSU-Vorstand. Die Stoiber-Kritikerin forderte bereits am Parteitag im Herbst eine Mitgliederbefragung über Stoibers Zukunft und erklärte vor Weihnachten, von Stoibers Büroleiter bespitzelt worden zu sein. Dieser trat daraufhin zurück.

Foto: AP/ Andreas Beil
Die CSU werde erst durch Edmund Stoibers Rückzug zur Ruhe kommen, sagt Landrätin Gabriele Pauli, die sich nicht mehr als Einzelkämpferin fühlt. Mit ihr sprach Birgit Baumann.

***

STANDARD: Sind Sie eine notorische Querulantin?

Pauli: Ich bin keine Querulantin, sondern eine, die als erste Kritik an Stoiber angesprochen hat und jetzt viele hinter sich hat. Insofern bin ich auch keine Einzelkämpferin.

STANDARD: Überrascht es Sie, dass Sie mit ihrer Kritik und dem Vorwurf der Bespitzelung ein solches Beben in der CSU ausgelöst haben?

Pauli: Ich habe gespürt, dass ich nicht für mich alleine spreche, sondern für viele, die ja mittlerweile ihre Meinung auch offen sagen. Aber dass Stoiber das alles nicht wahrnehmen will und immer noch an seinem Amt festhält, das überrascht mich schon. STANDARD: Warum wollen Sie Stoiber in Pension schicken?

Pauli: Der amtierende Ministerpräsident hat nach seiner Rückkehr aus Berlin (nach dem Koalitionsverhandlungen im Herbst 2005, Anm.) sehr viel Vertrauen verloren. Da Stoiber zunächst nach Berlin wechseln wollte, hatten wir in Bayern mit Innenminister Günther Beckstein und Wirtschaftsminister Erwin Huber ja schon zwei Nachfolgekandidaten. Man war also schon bereit, einen neuen Schritt zu machen. Dass Stoiber dann doch blieb, war für viele unverständlich.

STANDARD: Geht es nur um einen neuen Kopf? Was stört Sie inhaltlich an Stoiber?

Pauli: Er hat in den vergangenen zwei Jahren einen Stil entwickelt, bei dem er nicht mehr viele einbezog. Ob Schul-, Polizei- oder Verwaltungsreform, das ging immer von oben runter und die entsprechenden Ministerien wurden immer erst im nachhinein einbezogen. Man sollte doch vorher mit den Menschen reden.

STANDARD: Warum wäre Beckstein für Sie der bessere Ministerpräsident?

Pauli: Er ist sehr beliebt in Bayern, besonnen und einer, der sich nicht inszeniert.

STANDARD: Wie kann die CSU wieder zur Ruhe kommen?

Pauli: Indem Stoiber erklärt, dass er 2008 nicht mehr antritt. Erkennt er das nicht bald, wird das Rumoren an der Basis noch lauter. Aber mich freut, dass diese Diskussion schon etwas bewegt hat. Wenn immer mehr Frauen aufstehen und sich etwas trauen, ändert das auch das traditionelle Rollenbild der CSU.

STANDARD: Tut Ihnen Stoiber jetzt ein wenig leid?

Pauli: Er tut mir leid, weil er sich so quält und weil er die öffentliche Stimmung nicht erkennt. Darunter leidet ja auch die Partei. Stoiber hat es jetzt in der Hand, wie er sich seinen Abgang bereitet. Er kann als verdienstvoller Politiker gehen und hätte in den Herzen der Bayern einen hohen Stellenwert. Aber wenn er weitermacht, demontiert er sich und das Bild, das bleibt, ist nicht mehr so glanzvoll. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.1.2007)