Wien - Verteidigungsminister Norbert Darabos schlägt aus Truppe und Ministerium wesentlich weniger Opposition entgegen als von seinen politischen Gegnern behauptet. Das ergibt ein Rundruf des Standard bei Offizieren im Verteidigungsressort. Dabei, dass sich viele bedeckt halten, könnte allerdings eine Rolle spielen, dass der neue Minister spätestens im Herbst eine Reihe von Spitzenpositionen neu vergeben kann und niemand offen anecken will.

Im November laufen nämlich die Verträge der Chefs der Kontrollsektion (Generalleutnant Theodor Mather), des Planungsstabs-Chefs Generalmajor Karl Wendy, des Führungsstabs-Chefs Generalmajor Christian Segur-Cabanac und des Rüstungschefs Generalmajor Kurt Mörz aus. Sie alle waren noch vom Darabos-Vorvorgänger Herbert Scheibner bestellt worden.

Es ist noch offen, ob die diesen Posten zugrunde liegende Struktur erhalten bleibt, aber selbst wenn es unter Darabos zu keiner grundlegenden Reform der Zentralstelle kommen sollte, wären vielen Spitzenoffizieren neue Karrieren eröffnet. Die höchste Funktion, der Generalstabschef, bleibt jedenfalls erhalten - und diese ist derzeit mit dem 62 Jahre alten General Roland Ertl besetzt. Hier gilt Generalmajor Othmar Commenda als einer der Favoriten, da er in den letzten Monaten die Umsetzung der Truppenreform ("Projekt 2010") geleitet hat.

Brigadier Franz Reiszner, Vorsitzender der sozialdemokratischen Offiziere, erklärt dazu dem Standard: "Der Herr Bundesminister kann gar nicht anders, als auf die höchstqualifizierten Leute zurückzugreifen. Und er ist ja über jeden Verdacht einer parteipolitischen Präferenz erhaben, denn so viele Anhänger unserer Gesinnungsgemeinschaft gibt es im Bundesheer ja gar nicht."

Das SPÖ-Mitglied Reiszner sieht auch bei Kameraden mit anderem politischen Hintergrund keine Vorbehalte gegen den Minister, der Zivildienst geleistet hat: "Das ist ja immer noch eine politische Funktion und nicht die eines Infanterie-Zugskommandanten."

Schließlich die Eurofighter-Frage: Hier erinnert nicht nur Reiszner daran, dass der Minister sich zur Erfüllung seiner Aufgaben mit allen Rechten und Pflichten bekannt hat - und die Pflicht zur aktiven Komponente der Luftraumüberwachung ist ja auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben.

Volksabstimmung

Minister Darabos selbst kündigte am Montag an, rasch mit dem Eurofighter-Hersteller verhandeln zu wollen. Es sei "sehr viel offen", eventuell würden auch 13 Flugzeuge ausreichen.

Sein Parteifreund Günther Kräuter macht allerdings einen anderen Vorschlag: Der Minister möge die Ausstiegskosten von Sachverständigen ermitteln lassen und dann die Alternative Eurofighter oder Ausstiegskosten einer Volksabstimmung unterziehen. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 16.1.2007)