Die häufig gestellte Frage, ob die Stadt Wien denn keine anderen Sorgen habe, quittierte Wehsely mit routiniertem Lachen. "Selbstverständlich, aber wenn es leicht und billig zu machen ist, warum soll man es nicht tun?", so die Stadträtin. Die Kampagne koste gerade einmal 2.000 Euro. Gleichzeitig gebe die Stadt jährlich vier Millionen Euro für die vier Frauenhäuser aus, und von den 56 Millionen Euro des Arbeitnehmerförderungsfonds seien 60 Prozent für Frauen reserviert.
Die Pickerln - sie werden so lange aufgeklebt, bis 50 Prozent der traditionellen Bilder ersetzt sind - bilden laut Wehsely ein Stück Normalität ab. Schließlich seien heute viele Männer mit Kindern unterwegs: "Das soll sich in der Sprache, und auch in der Bildsprache wiederfinden." Bisher würden fast immer männliche Piktogramme für beide Geschlechter stehen. Weibliche Symbole sehe man dagegen nur dann, wenn es um Kinder gehe.
An der Aktion beteiligte sich auch Wiens scheidender Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder, der auch für die Wiener Linien zuständig ist. "Es ist nicht notwendig, dass es eine geschlechtliche Hegemonie der männlichen Symbolik gibt", sagte er: "Ich habe mich mein ganzes politisches Leben lang für eine Gleichstellung der Geschlechter eingesetzt."
Hintergrund
Die neuen Piktogramme waren im vergangenen Dezember von Wehsely präsentiert worden. Ursprünglich sollten auch die grün-weißen Fluchtwegschilder in Wiens Amtsgebäuden mit einer laufenden Frau ergänzt werden. Anfang Jänner kam dann der von der Opposition als "peinliche Panne" und "politischer Flop" bezeichnete Rückzieher: Die weiblichen Fluchtwegschilder erwiesen sich als nicht EU-konform. Aus dem Wehsely-Büro hieß es damals, ein tatsächlicher Tausch der Schilder sei nie geplant gewesen, das sei lediglich irrtümlich angekündigt worden.