Bild nicht mehr verfügbar.

Sepp Rieder und Stadträtin Sonja Wehsely bei der Anbringung des ersten Frauen-Piktogramms in einem Wiener Linien-Bus am Dienstag.

Foto: APA/Artinger

Die neuen Piktogramme

Foto: Christian Fürthner
Wien - Mit dem Rummel, der das Aufkleben eines Piktogramms in einem Bus der Wiener Linien begleitete, haben die Mitarbeiter von Frauenstadträtin Sonja Wehsely (SP) nicht gerechnet. Es handelte sich ja auch nicht um den bloßen Austausch von Pickerln aus dem Sticker-Album, sondern um gelebtes Gender-Mainstreaming.

Die Bildsprache des Aufklebers - mit der Botschaft, man möge seinen Sitzplatz Menschen überlassen, die ihn notwendiger brauchen - ist die gewohnte. Ausgerichtet wird sie aber nicht mehr von einem blinden und einem alten Mann, einer Schwangeren und einer Mutter mit Kind - die Bilder haben sich verändert: Ein Mann trägt das Kind, die Alten und Sehbehinderten sind Frauen. Somit wurde begonnen, die Kampagne mit dem Namen "Wien sieht's anders", die Mitte Dezember vorgestellt wurde, umzusetzen.

Frauen bisher nur mit Kindern

Die Piktogramme würden ein Stück Realität abbilden, sagte Sonja Wehsely am Dienstag. Es seien auch viele Männer mit Kindern unterwegs, was sich auch in der Bildsprache ausdrücken sollte. Bisher wurden Frauen nur im Zusammenhang mit Kindern abgebildet, Piktogramme mit Männern galten für beide Geschlechter.

Wehsely war seit dem Start der Kampagne mit Kritik konfrontiert, obwohl die Bauarbeiterin im Rock auf einem Verkehrsschild, Fußgängerinnen auf der Ampel, ein Damenfahrrad am Radweg statt eines Herrenrades oder eine Frau anstatt eines Mannes auf dem Fluchtweg - wie sie auf den Werbeplakaten abgebildet wurden - nie umgesetzt werden sollten. Sie sind nicht EU-konform.

Andere Sorgen

Ein Fluchtweg-Schild im Wiener Rathaus war Anlass dazu, die Opposition von "peinlicher Panne" und "politischem Flop" sprechen zu lassen. Der Tausch dieser Schilder war aber laut Büro Wehsely nie geplant. Zur EU-Politik passt diese Aktion aber durchaus, schließlich - das Bestreben, Frauen und Männer gleiche Stellung in allen Bereichen angedeihen zu lassen - seit 1999 verfolgtes Ziel der EU. Mit der Frage, ob sie denn keine anderen Sorgen habe als die Piktogramme, wurde die Stadträtin schon des Öfteren konfrontiert: "Selbstverständlich!", sagte sie und lachte. Doch warum sollte sie etwas, das billig umzusetzen sei, nicht machen? Die Kampagne kostet 2000 Euro, die Herstellung der Aufkleber verursacht keine zusätzlichen Kosten, denn sie müssen ohnehin angefertigt werden. Lediglich die Plakate müssten bezahlt werden. Andere Sorgen hat Wehsely etwa mit Arbeitslosigkeit und Gewalt, die überwiegend Frauen treffen, sagte sie. So würde die Stadt Wien mit vier Millionen Euro die vier Wiener Frauenhäuser unterstützen und 60 Prozent des 56 Millionen schweren Arbeitnehmerförderungsfonds seien für Frauen reserviert.

Die Autobahngesellschaft Asfinag greift die Piktogramme-Idee auf und wird auf den Türen der Raststätten-Toiletten auch Piktogramme von Männern am Wickeltisch anbringen. Bisher wurden Männer aufgefordert, ihrem Kind auf der Damentoilette die Windeln zu wechseln - in Frauenkleidern. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD Printausgabe, 17.01.2007)