Influenzavirus hat in Österreich im Winter 2006/2007 "Startschwierigkeiten". Eine Grippewelle gebe es bisher nicht, nur vereinzelte Fälle, sagte Univ.-Prof. Dr. Franz X. Heinz vom Institut für Virologie in Wien am Dienstag zur APA. Dass der Erreger bisher keine Chance hatte, könne auf die warmen Temperaturen zurückzuführen sein. Das milde Wetter sei auch dafür verantwortlich, dass eine "außergewöhnlich hohe Zahl an Zecken den Winter überstanden hat," fügte Univ.-Prof. Dr. Horst Aspöck vom Hygieneinstitut der medizinischen Universität Wien hinzu.Viele Zecken im FrühjahrB

Im Frühjahr sei daher mit einer besonders hohen Dichte der krabbelnden FSME-Überträger zu rechnen, so der Parasitologe. Denn ein plötzlicher Kälteeinbruch, der Zecken abtöten könne, sei bisher ausgeblieben. "Ich weise daher mit Nachdruck darauf hin, dass sich die Leute impfen lassen sollen", appellierte der Mediziner. Nur etwa die Hälfte der Österreich sorge mit einer Schutzimpfung gegen Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) vor.

Grippe auf "Herbst-Niveau"

Das Wetter spiele auch bei der Ausbreitung der Influenza "eine ganz große Rolle", meinte Jana Stirling, Leiterin des Referats für Infektionskrankheiten und Schutzimpfungen in der Wiener Magistratsabteilung 15, zur APA. Dass sich die Anzahl der Neuerkrankungen bei Influenza und grippalem Infekt (derzeit in Wien rund 8.000 pro Woche) auch Mitte Jänner noch auf "Herbst-Niveau" befindet, könne man auf die milde Witterung zurückführen.

"Wenn es kalt ist, ist der menschliche Organismus anders beansprucht", erklärte Stirling. Die Viren verbreiten sich bei Kälte unter anderem deshalb leichter, weil die warme Heizungsluft die Nasenschleimhäute austrockne.

Grundsätzlich sei die Ausbreitung der Influenza zeitlich "nicht wirklich vorhersehbar". Es gebe schwache und starke Jahre, manchmal schlage der Virus schon vor Weihnachten zu, dann lasse er sich wieder bis Ende Februar Zeit, berichtete Heinz. Man müsse damit rechnen, dass auch heuer eventuell noch ein strenger Winter vor der Tür steht, in dem sich die Influenzaviren stark ausbreiten, meinte Jana Stirling. Mit einer Impfung sollte man bis dorthin jedoch nicht warten - ist die Grippewelle bereits da, sei es für eine schützende Injektion zu spät.

Gleich viele Verletzungen

Nicht witterungsabhängig scheint hingegen die Anzahl der Verletzungen in Wien zu sein. Auch wenn man meinen könnte, dass trockene und eisfreie Straßen den Krankenhäusern weniger volle Ambulanzen und Betten bescheren, "haben wir ungefähr die gleiche Anzahl an Fällen", sagte Univ.-Prof. Dr. Vilmos Vecsei, Leiter der Universitätsklinik für Unfallchirurgie am AKH im APA-Gespräch. In den ersten 15 Jänner-Tagen des Jahres 2006 verzeichnete der Klinikchef 1.689 verunfallte Patienten an seiner Abteilung, im selben Zeitraum 2007 waren es sogar um 13 weniger. "Alte Damen stürzen auch auf der trockenen Straße", berichtete er. Autofahrer seien zudem schneller unterwegs. "Der Umstand, dass man weniger aufpassen muss, verleitet zu einer Art Gleichgültigkeit", meinte der Unfallchirurg. (APA)