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13. Juli 1989: Polizeieinsatz in der Landstraße Hauptstraße (Archivbild).

Foto: APA/Schlager
Wien - Die Wiener Kurdenmorde von 1989 zählen zu den spektakulärsten Morden der letzten Jahrzehnte an iranischen Oppositionellen. Mit einem Schlag wurden an jenem 13. Juli 1989 in einer Wiener Privatwohnung drei Männer getötet: der Chef der Kurdischen Demokratischen Partei/Iran, Abdul Rahman Ghassemlou, sein Stellvertreter Abdullah Ghaderi-Azar und der in Österreich eingebürgerte Kurde Fadel Rasoul.

Als Vorwand der Attentäter, um die Oppositionspolitiker in die Falle zu locken, diente ein angebliches Geheimtreffen mit Emissären des iranischen Regimes in der Linken Bahngasse. Es erschien das Mordkommando. Die drei Opfer wurden durch Kopfschüsse buchstäblich hingerichtet. Ein weiterer schwer verletzter Iraner, der das Massaker überlebte, konnte sich auf die Straße schleppen und Hilfe alarmieren. Anführer des Terrorkommandos soll Mohammad Jafari-Sahroudi gewesen sein, der in der vergangenen Woche angeblich im Irak festgenommen worden ist.

Flucht in die Botschaft

Einen sicheren Zufluchtsort fanden die mutmaßlichen Attentäter in der iranischen Botschaft. Nach massiven Interventionen Teherans durften sie schließlich unbehelligt ausreisen - einer von ihnen wurde sogar unter Polizeischutz zum Schwechater Flughafen geleitet.

Mock sprach von "Schweinerei"

Der damalige Chef der Politischen Sektion des Außenamts, Erich Maximilian Schmid, erklärte 1997 in einem Interview, der iranische Botschafter habe damals "mit ziemlicher Klarheit" zu verstehen gegeben, dass "es gefährlich werden könnte für die Österreicher im Iran", sollten die Verdächtigen in Österreich vor Gericht gestellt werden. Der damalige Außenminister Alois Mock sprach von einer "Schweinerei", am Ballhausplatz war von "erpresserischen Methoden der Iraner" die Rede.

Waffenlieferungen

Von einem angeblichen Druckmittel, das Teheran gegenüber Wien besitze, berichtete 1991 der erste Präsident der Islamischen Republik nach der Revolution von 1979, Abolhassan Bani-Sadr, aus dem französischen Exil. Demnach verfügte Teheran über Unterlagen, die "die illegalen österreichischen Waffenlieferungen im ersten Golfkrieg" zwischen dem Irak und dem Iran belegten.

Auch der jetzige iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad wurde mehrfach mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht. Bani-Sadr hatte etwa erklärt, Ahmadinejad habe zu einem zweiten Terrorkommando gehört, das die Waffen für den Mord beschafft habe.

Klage abgewiesen

Eine Amtshaftungsklage der Ghassemlou-Witwe wurde im November 1992 in dritter Instanz abgewiesen - die Republik Österreich bescheinigte ihren Organen, dass es "keinerlei schuldhaftes und rechtswidriges Verhalten" gegeben habe. Grüne und Liberale scheiterten 1997 mit ihrer Forderung nach einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss am Widerstand der Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP.

Ghassemlous Nachfolger Sadegh Charafkandi fiel nur drei Jahre später, am 17. August 1992, einem weiteren spektakulären Mordanschlag zum Opfer: Nach einer Tagung der Sozialistischen Internationale wurde er mit drei Mitarbeitern im Restaurant "Mykonos" in Berlin ermordet, der Lokalbesitzer lebensgefährlich verletzt.

Österreichische Beamte sagten im deutschen "Mykonos"-Prozess aus, dass sich der Iran für die mutmaßlichen Attentäter von Wien eingesetzt hatte. Die deutsche Justiz legte dem Iran Staatsterrorismus zur Last: "Verantwortlich für den Anschlag ist die iranische politische Führung", erklärten die Richter im April 1997. Es war das erste Mal, dass die höchsten Führer in Teheran von einem Gericht als Drahtzieher terroristischer Anschläge im Ausland bezeichnet wurden.

Nach Erkenntnissen der Richter sollen auch die Wiener Morde von der obersten iranischen Führung angeordnet worden sein. Das "Mykonos"-Urteil veranlasste die EU-Staaten, ihre Botschafter 1997 vorübergehend aus Teheran abzuziehen. Gegen die mutmaßlichen Täter der Wiener Morde besteht ein internationaler Haftbefehl. (red/APA)