Deutsche Telekom-Chef René Obermann hat sich für geringere Übernahmehürden in Europa ausgesprochen. Es könnten nur wenige Infrastrukturanbieter in Europa bestehen, sagte Obermann am Dienstag in Berlin. Derzeit gebe es rund einhundert Netzbetreiber in Europa; in den USA seien es vier. "Europäische Telekomunternehmen haben im Vergleich zu Amerika und Asien an Boden verloren."

Welle

Er spielt damit auf die Fusionswelle vor allem in Nordamerika an, wo mit dem Zusammengehen von AT&T und BellSouth der weltgrößte Telekomkonzern entstanden ist. Obermann plädierte daher für geringere Wettbewerbshürden in Europa, um gegen den wachsenden Druck aus den USA und Asien besser bestehenden zu können. Der Bonner Konzern sieht sich durch die als rigide empfundene Kartellaufsicht in seinem Wachstum behindert. So hatte sich die Übernahme des österreichischen Wettbewerbers tele.ring wegen einer Untersuchung der Europäischen Kommission zu einer monatelangen Hängepartie entwickelt. Die Kommission billigte die Akquisition unter Auflagen.

Clinch mit Brüssel

Die Telekom liegt bereits im Clinch mit Brüssel, weil die Kommission die geplante Freistellung des neuen superschnellen VDSL-Datennetzes von der Regulierung verhindern will.

Die Konsolidierung des europäische Telekommarkts steckt noch in den Anfängen. Bislang gab es nur die Übernahme kleiner bis mittelgroßer Anbieter wie O2 oder Eircom. Fusionen zwischen Schwergewichten wie Telecom Italia und der Telekom scheiterten. Die hochverschuldete Telecom Italia ist laut Medienberichten nun erneut in den Fokus von Wettbewerbern geraten.

Zu möglichen Übernahmezielen machte Obermann in seiner Rede keine Angaben. Er bekräftigte, dass sein Unternehmen die Führungsposition in Europa halten wolle. Die Deutsche Telekom steht nach dem Führungswechsel im November vor einer strategischen Neuausrichtung. Die Pläne dazu will Obermann am 28. Februar dem Aufsichtsrat präsentieren.

Erhalt von Arbeitsplätzen

Der Telekom-Chef beteuerte, dass beim bevorstehenden Konzernumbau der Erhalt von Arbeitsplätzen im Vordergrund stehe. Das Unternehmen will Teile seiner Festnetzsparte in einen Bereich T-Service auslagern, in dem 45.000 Mitarbeiter gebündelt werden sollen. Die Gewerkschaft hat die Pläne kritisiert.(APA)