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Diesen Freitag erscheint I Brake Together, das neue Album des am Duisburger Konservatorium teilweise geschulten Pianisten.

Foto: AP/Martin Meissner
Dass der Hauptdarsteller eines Films während der Promotion für denselben zugibt, dass ihm der Streifen nicht gefällt, und bald darauf noch eingesteht, dass er die Rolle darin kein zweites Mal übernehmen würde, ist doch eher ungewöhnlich.

Der Mann, der sich zu derlei Offenheit veranlasst fühlte, heißt Helge Schneider und ist wegen seiner Hitler-Darstellung in Dani Levys Komödie Mein Führer und dem darüber ausgebrochenen Diskurs, ob man sich über Hitler lustig machen dürfe oder nicht, zurzeit medial omnipräsent - wie man merkt.

Klartext zu sprechen zählt zu einem der prägnantesten Wesensmerkmale Schneiders. Zwar versteht man diesen nicht zwingend, weil Schneider ein großer Nuschelkünstler ist, von dem sich selbst Hans Moser selig noch ein paar verschluckte Silben hätte abschauen können.

Die bedingungslose Geradlinigkeit seiner Kunstfiguren, die meist wie eine wandelnde Altkleidersammlung angetan sind, machte den am 30. August 1955 in Mühlheim an der Ruhr Geborenen zu "einem der lustigsten Männer Deutschlands", so jüngst die Welt am Sonntag.

Die aktuelle Medienaufmerksamkeit kommt nun zwar Levis Film naturgemäß zugute. Mehr als 300.000 stürmten in Mein Führer bei seinem Deutschlandstart am vergangenen Wochenende. Daneben drohen zwei weitere neue Werke der "singenden Herrentorte" - Selbstbeschreibung! - fast unterzugehen.

Diesen Freitag erscheint I Brake Together, das neue Album des am Duisburger Konservatorium teilweise geschulten Pianisten. Teilweise, weil dem heutigen Multi- instrumentalisten "das Auswendiglernen von Noten" dann doch nicht über die gesamte Dauer einer richtigen Ausbildung zusagte. Im Dezember erschien dazu sein neuestes Buch Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas - Bekenntnisse eines Heiratsschwindlers.

Würde noch ein Film mit Schneider als Regisseur erscheinen, wären alle Kreativbereiche des passionierten Jazzmusikers abgedeckt. Seit 1993 drehte er vier Kinofilme, daneben veröffentlichte er neun Bücher, ist seit 1984 als Schauspieler tätig und hat seit 1989 fast 20 Alben veröffentlicht. Begnadete Nonsense-Songs wie Katzeklo (1993) oder Fitze Fitze Fatze (1997) brachten ihn wochenlang auch in die heimischen Charts.

Zuletzt wirkte er zusehends enerviert wegen der "Hitlerei". Auf seiner Homepage steht zu lesen: "Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein auf der Bühne, meine Shows zu machen, mein eigentliches Leben weiterzuführen. Ich will die Menschen mit Komik und Musik zum Lachen bringen."

Das tut der geschiedene Vater (drei Frauen, vier Kinder, eines davon adoptiert) im Frühjahr auch wieder auf österreichischen Bühnen. (Karl Fluch / DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2007)