Wien - Der amerikanische Tenor Neil Shicoff wurde in den vergangenen Wochen immer wieder als möglicher künftiger Direktor der Wiener Staatsoper gehandelt. Zwar ist weder über eine mögliche Verlängerung des bis 2010 amtierenden Direktors Ioan Holender um ein weiteres Jahr entschieden, noch der Posten offiziell ausgeschrieben, doch der Sänger startet nun eine Medienoffensive. "Ich fühle mich geehrt, dass ich im Spiel bin", sagt er in der Mittwoch-Ausgabe der Tageszeitung "Österreich", und im Magazin "News" präzisiert er: "Offiziell hat niemand gefragt, und Privatgespräche sollen privat bleiben."

Shicoff gilt als Freund des neuen Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer und soll laut "Österreich" mit Gusenbauer mehrfach über seine möglichen Staatsopernpläne gesprochen haben.

Für Doppelspitze

"Die Entscheidung für die Staatsoper wäre für mich eine Möglichkeit, keine Existenznotwendigkeit", erklärt der 57-Jährige in "News", er habe sich schon "mit Premieren, Besetzungen, Regisseuren und Dirigenten beschäftigt". Als Führungsmodell halte er "das seinerzeitige Modell Waechter/Holender für ideal: ein künstlerischer Direktor, der alleinige künstlerische Kontrolle und Verantwortung hat, und ein Generalsekretär für das Management aller anderen Belange". Dafür sei Bundestheater-Holdingchef Georg Springer "ein hervorragender Kandidat".

In "Österreich" heißt es, Shicoff wolle sich im Falle seiner Bestellung bemühen, Christian Thielemann als Musikchef ins Haus am Ring zu holen; Nikolaus Harnoncourt soll in der ersten Saison Beethoven oder eine große Mozart-Oper ("La clemenza di Tito") dirigieren; und die Uraufführung von Olga Neuwirths und Elfriede Jelineks Oper "Der Fall Hans W." liege ihm sehr am Herzen.

Mit oder ohne Holender-Verlängerung sollte laut Shicoff der Posten "in den nächsten Wochen ausgeschrieben werden". Die nächsten Sänger-Auftritt in der Staatsoper absolviert Neil Shicoff am 28. März und 2. April als Cavaradossi in "Tosca". (APA)