Peking - In China sorgt der Tod eines Reporters für Schlagzeilen, der offenbar bei Recherchen in einer Bergbauregion zu Tode geprügelt wurde. Lan Chengzhang, der für die "China Trade News" tätig war, sei am 10. Jänner offenbar an einer Gehirnblutung gestorben, sagte ein Redakteur des Blattes. Er sei zuvor beim Besuch eines Bergwerks in der nördlichen Provinz Shanxi geschlagen worden. Selbst in der streng kontrollierten staatlichen Presse fand der Fall großen Widerhall.

Berichte über gefährliche Bergwerke

Lan hatte über die Situation in den Bergwerken recherchiert, in denen jedes Jahr wegen unzureichender Sicherheitsmaßnahmen tausende Arbeiter ums Leben kommen. Die Provinzbehörden in Shanxi sagten laut einem Zeitungsbericht, Lan sei nicht als Journalist akkreditiert gewesen. Außerdem warfen sie ihm vor, er habe wohl versucht, von den Bergwerksbetreibern Geld als Gegenleistung dafür zu erpressen, dass er über die Zustände in den Betrieben schweige. Unterdessen versuchen zahlreiche Journalisten, den Tod ihres Kollegen aufzuklären. Einige von ihnen wurden von Polizisten daran gehindert, das Krankenhaus zu betreten, in dem Lan starb. Dabei sei es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Journalisten gekommen, meldete eine Zeitung.

Über 4500 Tote im letzten Jahr

In der chinesischen Bergbauindustrie kommt es vor allem wegen schlechter Sicherheitsvorkehrungen immer wieder zu schweren Unglücken. 4746 Bergleute kamen im vergangenen Jahr bei rund 3000 solchen Unfällen wie Explosionen, Wassereinbrüchen oder anderen Zwischenfällen ums Leben. Dies waren nach offiziellen Angaben aber schon 20 Prozent weniger als 2005. Die Regierung hat intensive Anstrengungen angekündigt, um die Bedingungen in den Bergwerken zu verbessern.

Vor kurzer Zeit wurde der Chefredakteur des dem Landwirtschaftsministerium unterstehenden Monatsmagazins "Baixing" nach der Aufdeckung von Korruptionsfällen und Recherchen über umstrittene Landenteignungen von seinem Posten abberufen. Der 50-jährige Spitzenjournalist Huang Liangtian, der auf eine lange Karriere bei der amtlichen Bauernzeitung zurückblicken kann, zeigte sich bestürzt über die gegen ihn ergriffene Sanktion: "Ich wage es nicht, mir vorzustellen, aus welchem Grund die Partei mich abgesetzt hat, ich befürchte, dass man mir Verrat von Staatsgeheimnissen ankreiden will", sagte er.

Explodierende Grundstückspreise

Nach Berichten staatlicher Medien werden in den nächsten fünf Jahren etwa 15 Millionen Bauern wegen der beschleunigten Urbanisierung ihr Land verlieren. Vor allem im boomenden Osten Chinas sind die Grundstückpreise explodiert. Der Staat will den Grund und Boden zu möglichst niedrigen Preisen erwerben. Brutal überfallen und misshandelt wurden in jüngster Zeit Lokalpolitiker, die sich für mehr Transparenz bei politischen Entscheidungen und für die Rechte von Bauern eingesetzt haben. Aufsehen erregte der Fall des Bürgerrechtsaktivisten Fu Xiancai, der sich für die Entschädigung von Bauern eingesetzt hatte, die wegen des Baus des umstrittenen Drei-Schluchten-Staudamms am Jangtse zwangsumgesiedelt wurden. Fu ist seit einem Überfall, der nach einem kritischen Fernsehinterview auf ihn verübt wurde, vom Hals abwärts gelähmt. (APA/Reuters)