Moskau - Der russische Gasmonopolist Gazprom hat 2006 seine Exportumsätze um 43 Prozent auf den Rekordwert von mehr als 37 Mrd. Dollar (28,6 Mrd. Euro) gesteigert. Dabei seien sowohl die Gas-Menge als auch die Verkaufspreise in Europa gestiegen, sagte der Vize-Chef des Staatskonzerns, Alexander Medwedew. Trotz des ungewöhnlich warmen Wetters seien die Exportziele vollständig erfüllt worden. Der Börsenwert ist um 70 Prozent auf etwa 260 Mrd. Dollar gestiegen.

Derzeit beliefert Gazprom mehr als 20 europäische Staaten, darunter auch Österreich. Europa wiederum bezieht etwa ein Viertel seines Erdgases aus Russland, Deutschland rund ein Drittel.

Versprechen für die Zukunft

"Bereiten Sie sich auf einen weiteren Rekord vor", kündigte Medwedew mit Blick auf die Umsätze 2007 an. Die Prognose für die durchschnittlichen Exportpreise in Europa hat Gazprom für das laufende Jahr wegen des gesunkenen Ölpreises jedoch bereits auf 263 Dollar pro 1.000 Kubikmeter von zuvor 290 Dollar zurückgeschraubt. Damit liegt die neue Vorhersage ungefähr bei dem Preis, den Gazprom-Kunden im ersten Halbjahr des abgelaufenen Jahres zahlen mussten.

Nach Kritik an der russischen Energiepolitik verspricht der Gasriese Gazprom unterdessen mehr Transparenz. Gazprom wolle künftig schneller über seine Aktivitäten informieren und Pläne mit Partnern und Kunden erörtern, versprach der stellvertretende Konzernchef. Sein Konzern nehme die Besorgnis der EU-Kommission über Probleme der Energieversorgung ernst und unterstütze Anstrengungen der EU zur Schaffung eines einheitlichen Energiemarktes in Europa.

Großen Wert lege der Konzern auf die Aufstockung der Gasgewinnung und die Diversifizierung der Exporte, sagte Medwedew. "Für 2007 sind Investitionen in Höhe von 20 Mrd. Dollar eingeplant, darunter in die Erschließung aussichtsreicher Gasfelder wie Juschno-Russkoje in Westsibirien mit einer prognostizierten Fördermenge von über 600 Mrd. Kubikmeter ab 2008".

Suche nach neuen Versorgungswegen

Nach den Pipeline-Streits mit der Ukraine und Weißrussland, die auch die Lieferungen nach Westeuropa beeinträchtigten, wolle Gazprom sich außerdem neue Versorgungswege erschließen. Gespräche mit dem niederländischen Versorger Gasunie würden bald abgeschlossen, sagte Medwedew, der auch Gazprom-Exportchef ist. Dieser soll neben den Russen und den deutschen Konzernen BASF und E.ON vierter Partner bei der Ostsee-Pipeline werden, die im kommenden Jahrzehnt bis zu 55 Mrd. Kubikmeter Gas nach Deutschland bringen soll.

Um ein wirklich weltweit tätiges Unternehmen zu werden, will Gazprom seinen strategischen Fokus auf China und eine eigene Produktion von Flüssiggas legen. Bis Ende 2007 sollten Gespräche mit China über jährliche Lieferungen von 80 Mrd. Kubikmeter abgeschlossen werden. In diesem Jahr wird der Konzern zudem einen 50-prozentigen Anteil an Sachalin-2, dem größten Flüssiggasprojekt der Welt erhalten. Royal Dutch Shell war auf Druck der russischen Regierung eingeknickt und hatte dem Verkauf seines Anteils an dem Projekt im äußersten Osten Russlands für 7,45 Mrd. Dollar zugestimmt.

Laut Moskauer Presseberichten beauftragte Gazprom die internationale PR-Firma PBN, das Konzernimage zu verbessern. Die Gaskrisen mit der Ukraine vor einem Jahr und zuletzt mit Weißrussland hatten den Ruf von Gazprom lädiert. Der Auftrag für PBN zur Pressearbeit in der Europäischen Union und in den USA belaufe sich auf elf Mio. Dollar (8,5 Mio. Euro) für 2007, berichtete die Zeitung "Kommersant". PBN organisierte auch Medwedews Auftritt vor der Moskauer Presse. (APA/Reuters/dpa)