Die Tage von Juan Villalonga an der Spitze der Telefónica, dem ehemaligen Telefon-Monopolisten Spaniens, der unter seiner Führung in vier Jahren zum international tätigen Medien- und Internetriesen wurde, sind gezählt. Laut der spanischen Wirtschaftszeitung Cinco Dias wird der Chef des größten Konzerns des Landes in Kürze zurücktreten. Der Rücktritt werde für 26. Juli erwartet. Telefónica hat den Bericht zurückgewiesen. "Wir dementieren kategorisch", erklärte ein Firmensprecher. Villalonga sorgte zuletzt wegen des Vorwurfs angeblicher Insidergeschäfte mit Telefónica-Aktien für Schlagzeilen. Die Börsenaufsicht leitete daraufhin vor drei Wochen eine Untersuchung ein. Der 49-jährige Manager hat die Vorwürfe energisch dementiert. Druck stetig angewachsen Im Mai war Villalonga wegen der gescheiterten Fusion mit der niederländischen KPN in Bedrängnis geraten. Großen Wirbel hatte im Sommer 1999 auch der bis jetzt aufgeschobene Wechsel des damaligen deutschen EU-Kommissars Martin Bangemann zu Telefónica ausgelöst. Laut Cinco Dias haben die Kernaktionäre - die Großbank BBVA und die Sparkasse La Caixa - sowie seine engsten Mitarbeiter Villalonga vor einer Woche davon überzeugt, dass seine Situation unhaltbar sei. Er habe daraufhin das Handtuch geworfen. Bereits vor einigen Wochen sei ihm angeboten worden, den Telefónica-Chefsessel zu räumen und dafür weiter Präsident des Internetanbieters Terra Lycos zu bleiben. In seiner Zeit an der Konzernspitze machte der Schul- und Duzfreund von Premierminister Aznar Telefónica zum wichtigsten Telekom-Unternehmen Lateinamerikas und setzte früh auf neue Technologien, E-Commerce und Internet. In Österreich ist Telefónica mit European Telecom präsent. (STANDARD-Korrespondent Josef Manola aus Madrid )