Washington - Wegen der mangelnden Finanzierung durch den Staat sehen Experten die weltraumgestützte Klimaforschung in den USA in Gefahr. Ein großer Teil der Nasa- satelliten zur Erdbeobachtung, die Daten zum Klimawandel liefern können, sei überaltert, heißt es in einem Bericht der Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Die Akademie schätzt in einem neuen Bericht, dass die Kapazität zur Erdbeobachtung über Satelliten der Nasa bis 2010 um etwa 40 Prozent abnehmen wird. Für die Notlage machen die Experten sowohl Budgetzwänge als auch die forschungspolitischen Prioritäten der Regierung von Präsident George W. Bush verantwortlich.

Das Vorhaben, Menschen zu Mond und Mars zu schicken, enge den finanziellen Spielraum für erdbezogene Forschung ein. Wegen des teuren Kriegs im Irak ist der US-Haushalt ohnehin angespannt. Die Akademie, zu deren Aufgaben die Beratung der Regierung gehört, empfahl Investitionen in die Klimaforschung in Höhe von umgerechnet 5,8 Milliarden Euro bis ins Jahr 2020.

Auch im US-Senat formiert sich parteiübergreifend Widerstand gegen Bushs Klimapolitik. Der Vorsitzende des Auswärtigen Senatsausschusses, Joseph Biden, und der Republikaner Richard Luger brachten einen gemeinsamen Antrag ein, der die US-Regierung auffordert, an internationalen Verhandlungen zum Klimawandel teilzunehmen.

Ein Pressesprecher von Bush kündigte an, der Präsident werde bei seiner Rede zur Lage der Nation am 23. Jänner seine Klimapolitik darlegen. Bindende Obergrenzen für CO2-Emissionen in den USA werde es aber nicht geben.

Mehr Biotreibstoffe

Dafür werde Bush einen Kurswechsel in der Energiepolitik ankündigen. Geplant sei ein massiv höherer Einsatz von Biotreibstoffen. Noch vor wenigen Tagen aber hatte der Präsident nach mehr als 16 Jahren das Verbot von Öl- und Gasbohrungen in einer ökologisch sensiblen Bucht in Alaska aufgehoben; im Interesse einer sicheren Energieversorgung, wie es hieß.

US-Verbündete wie Großbritannien und Deutschland drängen auf ein neues weltweites Klima-Abkommen, das die 2012 auslaufenden Vereinbarungen von Kioto ersetzen soll. Nicht zuletzt die jüngst immer deutlicher werdenden Auswirkungen auf das Wetter fördern diese Dringlichkeit.

Aktuelle Auswirkungen der Wetterkapriolen bekommen die Menschen in den USA derzeit derzeit besonders frostig zu spüren. Tausende suchen in Notunterkünften Schutz vor dem eisigen Winter. Durch Schnee und Kälte kamen mindestens 54 Menschen in neun US-Staaten ums Leben.

"Von den Menschen, die hier seit 50 Jahren, kann sich keiner daran erinnern, dass es jemals so schlimm war", sagte Jerry Hardesty, Bürgermeister von Buffalo (Missouri) (AFP, DER STANDARD, Print, 18.1.2007)