"Fremdschämen"
Paris Hilton ist nämlich der Beweis, dass "Fremdschämen" zum globalen Ego-Marketingtool taugt: Fremdschämen ist jenes Gefühl, dass das Publikum beschleicht, wenn im TV Unsägliches geschieht, aber "drinnen" alle tun, als wäre das normal. Oder sogar großartig. Dem Zuseher rollt es die Zehennägel auf – aber der Wegzappdaumen ist gelähmt. Das macht Quote. Dauerhafte Quote.
Niemand kommt daran vorbei
Doch: Man stumpft ab – darum dreht sich die Fremdschäm-Schraube weiter und weiter. Von Hansi Hinterseer zu Jürgen Drews, von Arabella Kiesbauer zu Verona Feldbusch – und wenn das nicht mehr weh tut, bekommen die Lugners eine TV-Dokusoap. Und Paris Hilton ist ein Star. Und am Opernball kommt dann zusammen, was zusammengehört: die große und die kleine Welt des absolut Unnötigen, an dem niemand mehr vorbei kommt.
Hotelerbin streifte eine Mülltonne
Denn egal, ob fasziniert oder schockiert: Man schaut hin. Und die Relevanz-Schwelle liegt auf der Höhe eines umfallenden Fahrrads in China. Herr Lugner rutschte in Schanghai aus? Wissen wir! Und dass die Hotelerbin beim Einparken eine Mülltonne streifte, war öffentlich-rechtlichen deutschen TV-Stationen Zweiminüter wert. Plus Analyse durch eine "Promi-Expertin": "Unverständlich, dass Paris keinen Fahrer hat." Nebenbei: Hilton blieb auch ohne Benzin liegen und fand den Tankdeckel nicht – das brachten am selben Tag dann fast alle Privatsender.
Viel Geld verdienen
Dass es just die "lästigen", Verfolger – die Paparazzi – waren, die die globale Blondine mit Sprit versorgten, war da geradezu eine Metapher: Ohne ein Rudel Berichterstatter wären Lugners niemand. Und Hilton nur ein Mädchen mit mehr Geld als Zeit.