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Foto: APA/EPA/Barbara Walton
Das Gute zuerst: Für weniger als 800 Eulen zwei Wochen Sonnenbrand und Sturzstuhl in Pattaya, Mauritius oder Mombasa. Der moderne Österreicher erweist sich winters gerne als Individualist und unternimmt etwas völlig Schräges, indem er sich ins Überseeische verfügt. Ach, die Fernwehen dieser letzten echten Vagabunden ... Nach Kuba (hallo, Menschenrechte!), nach Goa (hallo, Arme!), nach Dubai (hallo, Reiche!) oder auf kleine sandige Inseln im Türkisen (hallo, importierter Nuits St. Georges!). Ehrfurcht weht uns Hierbleiber an, wenn diese Lebenskünstler uns anvertrauen: "Ich brauche das, ich hab's gern warm." Oder: "Ich liebe das Meer." Kurz, dem Normalspießer in ihrer Exotik völlig absurde Begründungen. Wir anderen Dumpfbacken mit unserem rudimentären Sensorium, wir haben's gerne kalt, feucht und dunkel. Und was die große Lacke betrifft - das versteht sich doch von selbst, dass es nur Auserwählten mit kultiviertem Sinn für das Schöne gegeben ist, dem Element Salzwasser, das von rohen Fischen bevölkert, sinnlos gegen den Strand orgelt, etwas abzugewinnen. Und nur rare, empfindsame Naturen "stundenlang den Wellen zuschauen" oder "der Brandung lauschen" können.

Noch poetischer wird es dann erst wieder im August, wenn es die Seelenelite bei 36 Grad Schafbergbad nach Réunion treibt, auf die Komoren, ins Kapverdische oder nach Yucatán, der ausgestorbenen Eingeborenen wegen. Diese Menschen wissen zu leben!

Und dann dieser Horizont, den die Globalurlauber uns derart erweitern: "Die Papayas dort schmecken urlecker! Voll kultige Autoreifenschlapfen und Kokos- nussaschenbecher! Die Menschen dort sind noch total natürlich!" Ein Schatzkästlein an Selbsterlebtem, respektive Selbstgefilmtem.

Das Schlechte an den neuen Grand-Touristen ist, dass auch in Ischl, in St. Veit, an der steirischen Weinstraße oder im Zillertal der heimische Reisekoffer immer schon da ist. (Una Wiener/Der Standard/Rondo/19/01/2007)