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Foto: AP/JENS MEYER
+++Pro Von Karin Krichmayr Der Vorteil von Smalltalk am Lift, nämlich gegenüber anderen Örtlichkeiten, ist, dass er spätestens am Gipfel vorbei ist. Am geeignetsten ist natürlich der Sessellift. Man kann zerbröselte Schokolade oder Sonnencreme aus den Anoraktaschen schälen, die Brillen putzen oder eine Zigarette rauchen, womit schon genug Stoff für ein kleines Gespräch besteht. Irgendwie ist man ja zusammengeschweißt, sitzt quasi in einem Sessel. Hoch über weißen Wipfeln oder braunen Wiesen schwebend, aktiviert die dünne Luft geradezu das Tratschen. Der Abstand zum vorderen und nachkommenden Sessel ist gerade groß genug, um ungestört über die jeweiligen Insassen zu lästern. Das gilt auch für den Schlepplift, nur dass man da leichter aus der Bahn kommt. Völlig abgeschirmt kann man sich in den Hightech-sechsfach-Käseglocken-Sesselliften unterhalten, wo sich mitunter veritable Gondeldiskurse entwickeln. Blöd nur, wenn der Lift stecken bleibt oder das Skigebiet so klein ist, dass man wohl oder übel immer wieder im selben Lift landet.
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Contra--- Von Christoph Winder Lange werden wir die Skilifte eh nicht mehr brauchen, doch ehe ihnen der Treibhauseffekt endgültig den Garaus gemacht haben wird, gilt es nochmals an eine Benimmregel zu erinnern, die auf diesem Fortbewegungsmittel Gültigkeit haben sollte. Diese Regel lautet: Skilift-Smalltalk, nein danke. Gewiss, unter einander unbekannten, zivilisierten Menschen ist es üblich, Zeit, die man gezwungenermaßen miteinander verbringen muss, durch den Austausch einiger Floskeln zu überbrücken. Im Skilift sind die Reiseumstände aber von solch beklemmender Natur, dass man gut daran tut, sich zu besinnen, dass Reden Silber und Schweigen Gold ist, nicht umgekehrt. Ich erinnere mich mit Entsetzen an jenen feisten, rotgesichtigen Niederländer, der mir in Schruns eine Viertelstunde lang von seinen Sommerurlaubsplänen berichtete, wobei er mir unablässig seinen glühweingesättigen Skihüttenatem ins Gesicht blies. Seither halte ich es auf dem Skilift mit dem Motto: Hände falten, Goschen halten, an der Bergstation ankommen, und tschüss. (Der Standard/Rondo/19/01/2007)