Abuja/Rom - In Nigeria sind vier chinesische und eine italienische Geisel im Nigerdelta von ihren Entführern freigelassen worden. Das bestätigten die Außenministerien in Rom und Peking am Donnerstag. Die vier chinesischen Angestellten einer Telekommunikationsfirma waren zu Jahresbeginn von Unbekannten entführt worden. Der italienische Angestellte des Ölkonzerns Agip war Anfang Dezember von der militanten "Bewegung für die Befreiung des Nigerdeltas" (MEND) entführt worden. Zwei weitere Italiener und ein Libanese sind weiter in der Hand der Entführer.

Ein Sprecher der Aufständischen kündigte weitere Sabotageakte und Bombenanschläge an. "Wir werden damit weitermachen, bis wir unser Ziel erreicht haben, die ausländischen Ölkonzerne aus dem Nigerdelta zu vertreiben und den Reichtum seinen eigentlichen Eigentümern, der Bevölkerung des Nigerdeltas, zukommen zu lassen", betonte er in einem Schreiben.

Im Nigerdelta sind im vergangenen Jahr mehr als 40 ausländische Angestellte von Ölfirmen entführt worden. Die meisten wurden nach Zahlung von Lösegeld freigelassen. Manche Entführer verfolgen politische Ziele und protestieren gegen die Lebensbedingungen im verarmten Nigerdelta. Andere sind lediglich auf das in vielen Fällen hohe Lösegeld aus. Nigeria ist der größte Ölproduzent in Afrika und ein wichtiger Lieferant der USA. Wegen der Unruhen im Nigerdelta ist die Ölproduktion Nigerias bereits um ein Viertel gedrosselt worden.

Die Aufständischen verlangen insbesondere vom Shell-Konzern Entschädigungen wegen gravierenden Umweltverschmutzungen. Die Tätigkeit von Shell in Nigeria war in der Zeit der früheren Militärdiktatur von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert worden. Insbesondere dienten die Ölförderungen, die schwerste ökologische Probleme verursacht haben, dem Regime bei dessen Bestreben, das Ogoni-Volk zu unterdrücken. 1995 war der Vorsitzende der "Vereinigung für das Überleben des Ogoni-Volkes" (MOSOP), der Schriftsteller und Träger des Kreisky-Menschenrechtspreises Ken Saro-Wiwa, mit acht seiner Mitstreiter hingerichtet worden. Der Justizmord hatte weltweit zu Protesten gegen das damalige nigerianische Militärregime von General Sani Abacha geführt.(APA/dpa)