Linz – Das laufende Schuljahr hat für einen neunjährigen Schüler im Wartberg im Mühlviertel schlimm begonnen – mit Fußtritten seiner Lehrerin. Der Bub soll beim Betreten der Klasse eine Mitschülerin auf den Kopf geschlagen haben. Daraufhin hat die 47-jährige Lehrerin den Buben umgeworfen und ihn so lange geschubst und getreten, bis er an einem Kasten anstand.

Die Lehrerin wurde umgehend suspendiert, am Donnerstag musste sie sich wegen Körperverletzung unter Ausnutzung einer Amtsstellung vor dem Landesgericht Linz verantworten. Ihr Verteidiger betonte, seine Mandantin habe "die Höchststrafe bereits erhalten": Sie leide an Depressionen, man habe ihr den Beruf weggenommen.

Die Angeklagte selbst bekannte sich schuldig und zeigte sich reumütig. "Ich habe selbst nicht gedacht, dass mir einmal so etwas passieren kann." Die Klasse sei ohnehin schwierig gewesen, der betroffene Bub "ein besonderer Härtefall" gewesen, der öfter andere geschlagen habe, schilderte sie. Als der Neunjährige mit Fäusten auf eine Klassenkameradin eingeprügelt habe, sei sie überfordert gewesen. "Ich konnte nicht mehr denken." Sie habe dem Schüler einen Schubs gegeben, worauf sich dieser "dramaturgisch" zu Boden fallen gelassen und sie verhöhnt habe. Daraufhin habe sie ihn mit ihren Stöckelschuhen durch die Klasse getreten. Dabei zog sich der Bub zwei Hämatome zu.

Die Eltern des Buben sagten vor Gericht, sie wollten "die Polizei gar nicht informieren, ein Gespräch hätte uns genügt". Allerdings räumten sie ein, dass ihr Sohn keine Probleme mehr mache, seitdem er einen anderen Lehrer habe.

Verständnis für die Angeklagte kam von der Staatsanwältin, die von einer "Provokation" durch den Schüler sprach. Auch die Richterin räumte eine "schwierige Situation" ein, dennoch dürfe "ein solches Verhalten nicht toleriert werden".

Die Volksschullehrerin wurde zu einer bedingten Geldstrafe von 2400 Euro verurteilt. Die Frau, über deren berufliche Zukunft eine Disziplinarkommission entscheiden wird, erbat sich Bedenkzeit, das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. (red, DER STANDARD - Printausgabe, 19. Jänner 2007)