Internationale Strafmaßnahmen "könnten die Situation auf beiden Seiten anheizen", sagte ElBaradei in Paris. Der Friedensnobelpreisträger forderte eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Iran und zeigte sich aufgeschlossen gegenüber der Absicht der französischen Regierung, einen Sondergesandten nach Teheran zu schicken: "Ich würde jede Anstrengung von jeder Seite unterstützen."
Der Weltsicherheitsrat beschloss im Dezember begrenzte Sanktionen gegen den Iran, weil die Regierung ihr Programm zur Urananreicherung nicht aussetzt. Die Verhandlungen liegen seitdem auf Eis. Derzeit verschanze sich jede Seite in ihren Stellungen, sagte ElBaradei. "Wir brauchen jemanden, der sich ausstreckt."
Paris will einen hohen Diplomaten in den Iran entsenden. Im Mittelpunkt sollen der Nahost-Konflikt und die Libanon-Krise stehen. Man warte vor einer Entscheidung aber auf ein Signal zur Verhandlungsbereitschaft Teherans, verlautete aus dem Präsidentenbüro und dem Außenministerium.
Nach Informationen der Pariser Tageszeitung "Le Monde" hatte Frankreichs Staatschef Jacques Chirac ursprünglich Außenminister PhilippeDouste-Blazy selbst nach Teheran schicken wollen. Dagegen hatte es Widerstand aus den USA und Israel gegeben. Außenamtssprecher Jean-Baptiste Mattéi sagte, Frankreich habe noch keine Entscheidung über die Vermittler-Mission getroffen. Falls ein Gesandter benannt werde, solle sich dieser aber um regionalpolitische Fragen und vor allem um die Lage im Libanon kümmern - nicht um den Atomstreit, sagte Mattéi.
Der Vizechef der iranischen Atombehörde, Mohammad Saeedi, erklärte unterdessen laut der iranischen Nachrichtenagentur Fars, die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates hätten keinerlei Auswirkungen auf das iranische Atomprogramm, das fortgesetzt werde. Saeedi bestritt zugleich neuerlich, dass sein Land nach Atomwaffen strebe. Nur die Kernenergie mache den Iran mächtig, Atomwaffenbesitz dagegen würde ihn verletzbar machen.