Wien - Der börsenotierte Flughafen Wien blieb auch 2006 der europäische Abflug- und Transferhafen Nr. 1 für Osteuropa. Moskau war im Vorjahr die am häufigsten angesteuerte Ost-Destination mit fast 114.000 Fluggästen. Mit dem jetzt bekannt gegebenen Beteiligungswunsch von 25,15 Prozent an der Flughafen Friedrichshafen GmbH streckt der Wiener Flughafen die Fühler auch nach einem Anteil am Geschäft mit den Wintertouristen in der Bodensee-Region aus. Dem Airport Friedrichshafen bescherte nicht zuletzt der Gäste-Boom aus Osteuropa jährliche Wachstumsraten von rund 10 Prozent.

Absichtserklärung

Derzeit steht erst die Absichtserklärung des Wiener Airports für den Regionalflughafen im Einzugsgebiet der drei Länder Deutschland, Österreich und Schweiz im Raum. Wenn es konkret wird, soll die Beteiligung über eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Ein genauer Betrag sei noch nicht spruchreif. Dieser werde aber deutlich unter 10 Mio. Euro liegen, erklärte Airport-Vorstandschef Herbert Kaufmann am Donnerstag vor Journalisten in Wien. Friedrichshafen erzielte im Vorjahr mit einem Passagieraufkommen von rund 660.000 Personen einen Umsatz von 10,10 Mio. Euro. Die wichtigsten Fluglinien, die Friedrichshafen ansteuern, sind neben der Intersky, deren "Homebase" Friedrichshafen ist, Hamburg International, Lufthansa, Ryanair sowie Icelandexpress.

Ergebnis leicht unter Prognosen

Der Wiener Flughafen geht wieder mit einem Passagierwachstum über EU-Schnitt (+5,3 Prozent) ins neue Jahr 2007. Insgesamt sind 2006 über Wien 16,9 Millionen Menschen (+6,3 Prozent) bei 237.490 Starts und Landungen abgefertigt worden. Das Ergebnis lag somit leicht über der Prognose von 6 Prozent. Für 2007 sind 5 Prozent Passagierwachstum veranschlagt. Eine "konservative Schätzung" nennt es Flughafen Wien-Chef Kaufmann. Die Kalkulation spiegle neben dem erwarteten abgeschwächten europaweiten Wachstum auch den Rückzug der Austrian Airlines (AUA) aus dem Australiengeschäft wider. Schließlich ist der österreichische "Home-Carrier" mit 57 Prozent (2005: 56,6 Prozent) weiterhin die Fluglinie mit dem größten Passagieranteil des Flughafens.

Aber die Billigairlines holen kräftig auf und bleiben Wachstumstreiber für den Wiener Airport: Ihr Anteil am Passagierzuwachs stieg im Vorjahr auf ganze 26 Prozent. Ohne Transferpassagiere liegt der Low-Cost-Anteil in Wien bei gut 20 Prozent, rechnet der Flughafen-Chef vor. Gegenüber 2005 erreichte man 2006 13,8 Prozent mehr Fluggäste, die über Low-Cost-Carrier den Flughafen Wien passierten. Ihre Gesamtzahl betrug im Vorjahr rund 2,2 Millionen.

SkyEurope startet im Mai

Mit dem ab Mai 2007 in Wien startenden Billigflieger Sky Europe rechnet Kaufmann mit bis zu 600.000 mehr Passagieren im laufenden Jahr 2007. Noch aber dominieren Air Berlin gemeinsam mit Flugpartner Fly Niki mit einem 10,8-Prozent-Anteil (2005: 10,2 Prozent) und rund 1,9 Millionen transportierten Personen das Billigfliegergeschäft am Wiener Flughafen.

Der Anteil des Linienverkehrs am Gesamtaufkommen machte in Wien im Vorjahr 94,2 Prozent aus. Im Destinationen-Ranking verzeichnete Europa mit 83,9 Prozent den Löwenanteil am Passagieraufkommen auf der Linie (+8,5 Prozent). Aufgetrennt nach Ost und West hatte Osteuropa 16,3 Prozent Anteile am Passagieraufkommen und 1,29 Millionen Reisende, Westeuropa 67,7 Prozent bzw. 5,37 Millionen Fluggäste.

Wachstum

Das Wachstum auf der Osteuropastrecke lag 2006 mit 8 Prozent Plus aber sogar hinter den Zuwächsen für den Nahen und Mittleren Osten mit plus 14,4 Prozent (Anteil am Aufkommen: 326.451 Personen bzw. 4,1 Prozent). Der Ferne Osten wies im Vorjahr ein Plus von 2,2 Prozent auf, wobei der Anteil am Passagieraufkommen bei 7,7 Prozent bzw. 608.061 Personen lag. Die Nordamerika-Strecken gingen im Vorjahr um 5,4 Prozent zurück und machten mit 226.182 Personen anteilsmäßig 2,9 Prozent aus.

Die passagierstärksten Destinationen 2006 waren auf der Osteuropastrecke Moskau mit 113.576 Fluggästen, vor Bukarest (93.312) und Warschau (85.027). In Flugrichtung Westeuropa lag London mit 390.041 Passagieren auf Platz 1, vor Frankfurt (363.221) und Zürich (312.527). Das beliebteste Passagierziel auf der Langstrecke war eindeutig Bangkok mit 100.333 Passagieren im Vorjahr. Dahinter lagen New York mit 91.735 und Washington mit 80.744 Fluggästen.

Skylink-Eröffnung verzögert sich

Der Wiener Flughafen zeigt sich in seinen Wachstumsprognosen bis 2010 mit bis zu 21 Millionen Passagieren zuversichtlich. Zwar ist beim Flughafen Bratislava das letzte Wort noch nicht gesprochen, von einem "raschen Durchbruch" kann aber keine Rede sein, urteilt Flughafen-Chef Herbert Kaufmann am Donnerstag bei Vorlage der Verkehrszahlen für das vergangene Jahr 2006. Im Februar 2009 soll jedenfalls der in Bau befindliche "Skylink" in Betrieb gehen und so mehr Kapazitäten schaffen.

Bis spätestens Sommer 2009 brauche man das Terminal- und Pier-Projekt Skylink für die Abwicklung des Flugaufkommens, im selben Jahr soll auch die Entscheidung für den Baubeginn der dritten Piste fallen, sagte Kaufmann. Bis dahin heißt es, das "vorhandene System auszureizen", in Absprache mit der Austro Control. Ursprünglich war für den Skylink die Fertigstellung mit Ende 2008 ins Auge gefasst worden.

Pünktlichkeit

In Sachen Pünktlichkeit hat sich der Wiener Flughafen innerhalb Europas gut behauptet. Als Umsteigeflughafen wies der Vienna Airport im Vorjahr die wenigsten Verspätungen auf. 17,6 Prozent der Flüge waren um mehr als 15 Minuten verspätet, in Zürich waren es 2006 bereits 22,4 Prozent, München lag bei 22,6 Prozent Verspätungen über eine Viertelstunde hinaus. Im negativen Spitzenfeld der europäischen Hubs positionierte sich London mit 38,1 Prozent verspäteter Flüge.

An Spitzentagen wurden in Wien fast 58.000 Flugpassagiere bei 732 Flugbewegungen abgefertigt. In der Stunde waren das 5.000 Fluggäste, die bei einer Anzahl von 63 Ankünften bzw. Abflügen, durch den Airport "geschleust" wurden. Die durchschnittliche Auslastung der Flieger (Charter und Linie) betrug 68,5 Prozent (2005: 66,4 Prozent).

Insgesamt haben im Vorjahr 64 Linien-Airlines Wien angesteuert, fünf weniger als noch 2005. Die Anzahl der Destinationen ist hingegen mit 176 gleich geblieben.

Neue Airlines für Wien

Ab 2007 sind mit der US-Fluggesellschaft Delta Air, der Korean, Sky Europe, Krasair und der kanadischen Air Transnat fünf neue Airlines nach Wien geholt worden.

Im Gegenzug zieht sich die Lauda Air aus dem Langstrecken-Chartergeschäft zurück. Die Austrian Airlines (AUA) stellt bis Mai diesen Jahres die Destinationen Shanghai, Phuket, Mauritius, Colombo/Male und Katmandu ein. Das heißt für den Flughafen Wien rund 600.000 Passagiere weniger. Stattdessen fliegt die AUA ab Ende Mai Chicago an. Kompensationen verspricht sich der Wiener Flughafen unter anderem durch die Flüge der Korean (Seoul-Wien) und Delta Air (Atlanta-Wien).

Bei der Flughafen-Beteiligung Malta International Airport ist im vergangenen Jahr das Verkehrsaufkommen um 2,8 Prozent auf rund 2,7 Millionen Passagiere zurückgegangen. Das soll sich aber 2007 mit der Ryanair ändern, die Malta ab diesem Jahr in ihrem Flugprogramm hat. Die Prognosen für 2007 sind mit 6 bis 7 Prozent Plus veranschlagt.

Bei der jüngsten Flughafen-Neuerwerbung, dem zweitgrößten slowakischen Flughafen Kosice, geht Kaufmann von zweistelligen Passagierzuwächsen aus. Im Jahr 2006 wurden ein Plus von 27,4 Prozent und über 340.000 Fluggäste gezählt. (APA)