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Foto: APAS/dpa/Jens Büttner
Wien - Die Banken befürchten eine neue Kostenlawine, die für die heimischen Bankkunden eine Verteuerung ihrer Konten bedeuten könnte. Grund dafür sind EU-Regulative für einen Europäischen Zahlungsverkehrsraums (SEPA), im speziellen die geplante "Zahlungsdienste"-Rchtlinie PSD. Für die Bankkunden erwartet Brüssel daraus schnellere Überweisungen mit dem Ziel, die Banken vom hohen Norden bis Palermo bis 2012 zur Durchführung der Zahlungsanweisung bis zum Ende des ersten Arbeitstags nach Annahme der Anweisung zu verpflichten. Stornos sollen für die Kunden billiger werden. Die Haftungen der Banken würden verschärft, das Haftungsrisiko der Kunden - etwa bei Kartenverlust - beschränkt. Die heimische Kreditwirtschaft sieht sich wieder gehörig unter Druck gesetzt.

Wie stark sich diese neuen Regeln auf die Ertragslage der Banken niederschlagen würde, hat die Kreditsparte der Wirtschaftskammer Österreich über das Beratungsunternehmen McKinsey in einer neuen Studie ausrechnen lassen. Fazit: Würde der Rechtsrahmen der neuen Zahlungsverkehrsrichtlinien wie bisher geplant durchgesetzt, kostete dies die heimischen Banken pro Jahr zusätzlich laufend rund 136 Mio. Euro. Geht man von einem zuletzt vor wenigen Jahren von McKinsey festgestellten Defizit im privaten Zahlungsverkehr von rund 150 Mio. aus, so bedeutete dies eine Verdopplung der nach wie vor im dreistelligen Millionenbereich liegenden Unterdeckung, so die Rechnung.

Neue Zahlungsverkehr-Richtlinien

Aufs Konto umgelegt beliefe sich der Kosteneffekt aus dem neuen Richtlinienplan der EU auf 17 Euro, errechnete McKinsey: Im Detail fielen für die Bank voraussichtlich 8,5 Euro pro Konto an, wenn die Überweisungsdauer verkürzt wird, 5,2 Euro würde die neue Informationsflut kosten, schärfere Haftungsregeln werden mit 2,3 Euro pro Konto angesetzt und die Verschärfung der Stornoabwicklung samt Verzicht auf Stornogebühren auf 1,30 Euro.

Die neuen Zahlungsverkehrsrichtlinien sind laut Kredit-Syndikus Herbert Pichler aber nur ein Ausschnitt aus dem Großprojekt SEPA. Dessen Investitionskosten werden in Europa insgesamt auf 5 bis 10 Mrd. Euro geschätzt. Bricht man dies auf den heimischen Markt herunter, würde sich der Investitionsaufwand nochmals auf 150 bis 250 Mio. Euro belaufen, rechnet die Branche vor.

Abdeckung der Mehrkosten

Im Extremfall sei nicht auszuschließen, dass es für die Kunden dann zu einer Preiserhöhung kommt, bestätigten am Donnerstag in einer Pressekofnerenz Erste Bank-Vorstand Erwin Erasim und ÖVAG-Vorstand Erich Hackl. Man wisse nicht, ob man es schaffen werde, dies durch weitere Investitionen und Rationalisierungen unterzubringen. Irgendwie müssten die Mehrkosten abgedeckt werden. McKinsey und die Banker finden, dass das österreichische Kreditwesen - hochtechnisiert und mit vergleichsweise geringen Bankgebühren - von den neuen EU-Regulativen überdurchschnittlich betroffen und damit für seine modernen Zahlungsverkehrsstrukturen sogar "bestraft" würde.

Dass es zu einer "großen" Zahlungsverkehrsgesellschaft der österreichischen Banken kommen wird, ist nicht zu erwarten. Erste Bank und BAWAG P.S.K. haben da zusammen gespannt. Die ÖVAG wird nun definitiv nicht dabei sein. Raiffeisen kann sich eher vorstellen, mit einem anderen (ausländischen) dezentralen Sektor gemeinsame Sache zu machen.

Die Banken beklagen, dass ihnen bei jedem Gespräch über Kooperationen die Wettbewerbsbehörden im Nacken sitzen. Insofern sei es nicht mehr einfach, sich zu kritischen Massen zu "poolen". "Wir wollen auch nicht in unsererer Entwicklung behindert werden", erklärte RZB-Vorstand Manfred Url. "Wir wehren uns gegen Eingriffe in die Wirtschaftsautonmie", meinte er in Richtung Brüssel, aber auch in Richtung des österreichischen Gesetzgebers. Sorge bereitet den Bankern zudem, dass neue Anbieter aus dem "regulationsfreien Raum" zur Konkurrenz werden könnten. Noch sind solche in den USA und Großbritannien verbreitete "Zahlungsinstitute" - Scheckabwickler, Kartenabwickler etc. - nicht in Österreich vertreten. Die PSD-Richtlinie könnte ihnen aber die Tore öffnen, meinen die Großbanken. Den etablierten Banken selber ist die Gründung solcher Sonderinstitute aus Gesetzesgründen verwehrt. (APA)