Wie stark sich diese neuen Regeln auf die Ertragslage der Banken niederschlagen würde, hat die Kreditsparte der Wirtschaftskammer Österreich über das Beratungsunternehmen McKinsey in einer neuen Studie ausrechnen lassen. Fazit: Würde der Rechtsrahmen der neuen Zahlungsverkehrsrichtlinien wie bisher geplant durchgesetzt, kostete dies die heimischen Banken pro Jahr zusätzlich laufend rund 136 Mio. Euro. Geht man von einem zuletzt vor wenigen Jahren von McKinsey festgestellten Defizit im privaten Zahlungsverkehr von rund 150 Mio. aus, so bedeutete dies eine Verdopplung der nach wie vor im dreistelligen Millionenbereich liegenden Unterdeckung, so die Rechnung.
Neue Zahlungsverkehr-Richtlinien
Aufs Konto umgelegt beliefe sich der Kosteneffekt aus dem neuen Richtlinienplan der EU auf 17 Euro, errechnete McKinsey: Im Detail fielen für die Bank voraussichtlich 8,5 Euro pro Konto an, wenn die Überweisungsdauer verkürzt wird, 5,2 Euro würde die neue Informationsflut kosten, schärfere Haftungsregeln werden mit 2,3 Euro pro Konto angesetzt und die Verschärfung der Stornoabwicklung samt Verzicht auf Stornogebühren auf 1,30 Euro.
Die neuen Zahlungsverkehrsrichtlinien sind laut Kredit-Syndikus Herbert Pichler aber nur ein Ausschnitt aus dem Großprojekt SEPA. Dessen Investitionskosten werden in Europa insgesamt auf 5 bis 10 Mrd. Euro geschätzt. Bricht man dies auf den heimischen Markt herunter, würde sich der Investitionsaufwand nochmals auf 150 bis 250 Mio. Euro belaufen, rechnet die Branche vor.
Abdeckung der Mehrkosten
Im Extremfall sei nicht auszuschließen, dass es für die Kunden dann zu einer Preiserhöhung kommt, bestätigten am Donnerstag in einer Pressekofnerenz Erste Bank-Vorstand Erwin Erasim und ÖVAG-Vorstand Erich Hackl. Man wisse nicht, ob man es schaffen werde, dies durch weitere Investitionen und Rationalisierungen unterzubringen. Irgendwie müssten die Mehrkosten abgedeckt werden. McKinsey und die Banker finden, dass das österreichische Kreditwesen - hochtechnisiert und mit vergleichsweise geringen Bankgebühren - von den neuen EU-Regulativen überdurchschnittlich betroffen und damit für seine modernen Zahlungsverkehrsstrukturen sogar "bestraft" würde.
Dass es zu einer "großen" Zahlungsverkehrsgesellschaft der österreichischen Banken kommen wird, ist nicht zu erwarten. Erste Bank und BAWAG P.S.K. haben da zusammen gespannt. Die ÖVAG wird nun definitiv nicht dabei sein. Raiffeisen kann sich eher vorstellen, mit einem anderen (ausländischen) dezentralen Sektor gemeinsame Sache zu machen.