Wien - Magna-Boss Siegfried Wolf ist in seiner Zeugenbefragung am Donnerstag im Eurofighter-U-Ausschuss erwartungsgemäß zu dem umstrittenen Treffen zwischen EADS-Aufsichtsratvorsitzenden Manfred Bischoff, Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und ihm in die Zange genommen worden. Er selbst habe bei dem Besuch der Eurofighter-Werke in Bayern nur die Rolle des "Taxis" übernommen (Grasser ist mit ihm in einem Magna-Flugzeug nach Manching geflogen, Anm.)

Den Kontakt zu Grasser habe er auf Bitte Bischoffs hergestellt, sagte Wolf und betonte, dass er das nicht als Einflussnahme auf die Typenentscheidung sehe. Das würde er für jeden Kunden machen, so der Manager.

Wolf sagte weiters aus, dass es auch Gespräche mit der damaligen FP-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, mit Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) und Grasser über die Anschaffung von Eurofightern gegeben hätte, in denen er "als österreichischer Staatsbürger und im Interesse des Wirtschaftsstandorts und der Beschäftigung" gesagt habe, was für Österreich gut sei. Riess-Passer habe sich seine Ausführungen angehört und sich "bedankt, dass er sich Sorgen mache", mehr sei dabei aber nicht herausgekommen.

Wolf zitierte aus Pilz-Buch

Die Befragung von Magna-Boss Siegfried Wolf vor dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss hat am Donnerstag mit einem Eklat geendet. Wolf und Ausschussvorsitzender Peter Pilz (G) lieferten sich ein heftiges Gefecht um die Verwicklung von Politik und Wirtschaft.

Wolf warf Pilz in seinem Abschluss-Statement Voreingenommenheit vor und zitierte als Beleg Passagen aus einem von Pilz verfassten Buch. Darin schreibt der Grüne Ausschussvorsitzende u.a. davon, dass man "Wolf in Russland als Oligarchen bezeichnen würde". Pilz verteidigte sich daraufhin und meinte, dass "solange Unternehmer und ihre Vertreter im staatsnahen Bereich die Möglichkeit haben, die Politik zu beeinflussen" der Untersuchungsausschuss das Recht habe, dementsprechende Fragen zu stellen und dieser schließlich nicht "aus Lust und Laune" des Nationalrats zu Stande gekommen wäre.

Begonnen hat die Auseinandersetzung mit Aussagen Wolfs zu seiner Beschäftigungspolitik. Die Feststellung, Magna stelle "den ein oder anderen ehemaligen Politiker ein", da diese "auch ein Recht auf Arbeit hätten" nachdem sie "die ganze Zeit beschimpft worden wären", empörte Pilz. Er stellte für das Protokoll klar, dass "es in Österreich eine große Zahl von Menschen gibt, die das, was wir tun, als Arbeit ansehen". "Es gibt nicht nur Wertschöpfung sondern auch Gesetze und Leute, die sich darum kümmern müssen, dass diese eingehalten werden", rügte Pilz den Zeugen, der sich daraufhin prompt entschuldigte.

ÖVP-Fraktionsführerin Maria Fekter veranlassten diese Debatten zu der Frage, ob bei Magna auch Grün-Politiker angestellt wurden. Wolf meinte darauf, er sei noch keinen begegnet, "die ich anstellen würde", beeilte sich aber kurz danach zu beschwören, dass bei Magna niemand nach seiner politischen Farbe angestellt werde, so Wolf, der mehrmals die "Polemik" im Ausschuss beklagte. Fekter wiederum konkretisierte, dass es ihr um "die Brauchbarkeit" der Grünen gegangen sei und revanchierte sich damit für Pilz's Angriff, der zuvor gemeint hatte, Wolf solle sich von Fekter "nicht erschrecken lassen".

Wolf meinte weiters, aus der persönlichen Freundschaft zu Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) im Zuge der Eurofighter-Beschaffung keinen Vorteil gezogen zu haben, wenn, dann nur "Nachteile", denn sonst würde er nicht hier im Ausschuss stundenlang sitzen müssen. Ihm würde in der Eurofighter-Causa zu "großes wirtschaftliches Gewicht" zugemessen. Er gab an, sich bei der Aufklärung ziemlich unnötig vorzukommen, nichtsdestotrotz wolle er aber zu dieser "nach besten Gewissen einen Beitrag leisten".

Sieht sich nicht als "Türöffner"

Die zweieinhalbstündige Befragung von Magna-Boss Siegfried Wolf vor dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss ist am Donnerstag zwar eskaliert, in der Sache selbst hat sie aber keine Sensationen gebracht. Wolf sagte im Zusammenhang mit seinen Kontakten zu damaligen Regierungsmitgliedern immer wieder aus, sich im Interesse des Wirtschaftsstandortes eingesetzt zu haben.

Hat sich Wolf zu Beginn noch selbst als "Taxi" gesehen, als "Türöffner" für den Eurofighter wollte er sich nicht bezeichnen lassen: "Damen halte ich öfter die Tür auf." Den Besuch von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Eurofighter-Werk in Manching im Juni 2001 habe er auf Bitte "des Herrn Bischoff" (EADS-Aufsichtsratvorsitzender Manfred, Anm.) eingeleitet. Und der Minister habe "im Interesse der österreichischen Wirtschaft" zugewilligt. Das oft zitierte EADS-Schreiben an Grasser, in dem von der so genannten "Paketlösung" die Rede ist, kannte Wolf nach eigenen Angaben nicht.

Nach den Reaktionen österreichischer Regierungsmitglieder auf seine Bemühungen "für den größten Wirtschaftspartner" von Magna gefragt meinte Wolf, die ehemalige FP-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer und Grasser hätten gesagt, sie würden sich das überlegen und prüfen. Auf die Frage, ob es auch Anfang 2002 - also nach der Ausschreibung - Kontakte gegeben hat, meinte Wolf, es könne sein, dass er Grasser noch einmal gefragt habe, wie seine Position zur Abfangjägerbeschaffung sei. Dieser habe "in etwa" das Gleiche geantwortet: er sei dagegen, aber im Falle eines Kaufs für die "sinnvollste Lösung für Österreich".

Nicht erinnern konnte sich Wolf, wie von "News" berichtet, am Abend des 23. April 2002 in einem Wiener Nobelheurigen ein Gespräch mit BZÖ-Chef Peter Westenthaler geführt zu haben. Treffen mit den Ex-Ministern Mathias Reichhold und Herbert Scheibner sowie mit dem ehemaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe es nicht gegeben, so Wolf. Er sagte zudem, auch von Vertretern von Saab und MiG kontaktiert worden zu sein. (APA)