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Foto: REUTERS/Bruno Domingos
Rio de Janeiro - Die künftige Integration der Mercosur-Länder hat beim Gipfel der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft in Rio de Janeiro im Mittelpunkt gestanden. Dabei zeichneten sich am Freitag Differenzen ab. Der Entwurf für eine Abschlusserklärung enthielt zwar ein Bekenntnis zu verstärkter wirtschaftlicher Kooperation insbesondere im Energiebereich, zum Kampf gegen die Armut sowie zu Demokratie und Menschenrechten. Doch die von der Zeitung "O Globo" veröffentlichte Zusammenfassung blieb unklar bezüglich der Umsetzung dieser Ziele.

Der venezolanische Präsident Hugo Chavez bezeichnete seinen "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" als beste Lösung für die drängenden Probleme des Kontinents, darunter die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Mercosur müsse sich in seinen Strukturen von Grund auf verändern. Vor allem müsste eines der Gründungsziele aufgegeben werden - die von den USA unterstützte Politik des freien Marktes und der Privatisierungen. In Venezuela hat Chavez die Verstaatlichung von Stromversorgung und Telekommunikation als Stufen auf dem Wege zu einer sozialistischen Republik angekündigt.

Morales plädiert für Reformen

Der bolivianische Präsident Evo Morales, dessen Land dem Wirtschaftsblock beitreten will, plädierte ebenfalls für Reformen, die die Probleme der Mehrheitsbevölkerung in Lateinamerika lösen könnten. Er deutete an, dass er seine Mercosur-Mitgliedschaft bis zur Klarstellung des künftigen Kurses zurückhalten könnte. Argentinien wiederum wandte sich gegen den Wunsch Boliviens, von der Zollunion des Wirtschaftsblocks ausgenommen zu werden.

Einen moderateren Ansatz vertrat der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Der Gastgeber des zweitägigen Gipfels betonte, die Gemeinschaft müsse die wirtschaftliche Integration auf eine Art vorantreiben, die den politischen Unterschieden ihrer Mitglieder Rechnung trage. Wenn Mercosur jetzt keinen für alle annehmbaren Integrationsplan entwerfe, werde es nie einen allgemeinen Konsens geben. Den Verstaatlichungsplänen von Chavez schloss sich Lula da Silva nicht an, betonte aber, dass er in ihnen keine Bedrohung sehe.

Freihandelszone steht in Frage

Nach dem Amtsantritt mehrerer linksgerichteter Regierungen in der Region wurde zunehmend in Frage gestellt, ob das ursprüngliche Ziel einer Freihandelszone überhaupt noch weiter verfolgt werden solle. Der vor 16 Jahren gegründeten Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur gehören derzeit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay sowie seit vergangenem Jahr auch Venezuela an. In ihren Grenzen leben rund 250 Millionen Menschen. Ein Beitritt Boliviens sowie möglicherweise auch Ecuadors würde für Mercosur einen Linksruck bedeuten. (APA)