Wien - Nach der Mitte Dezember gescheiterten Fusion der beiden deutschen genossenschaftlichenZentralbanken DZ Bank und WGZ Bank zum drittgrößten deutschen Finanzinstitut fordert Christopher Pleister, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und Aufsichtsratschef der DZ-Bank, den Rücktritt von DZ-Aufsichtsrat Mark Roach, berichtet das "Handelsblatt" (Freitagausgabe).

Roach ist Gewerkschaftssekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und in dieser Funktion Mitglied des Kontrollgremiums.

Sperrminorität an der ÖVAG

In Österreich ist die DZ Bank mit einer Sperrminorität an der ÖVAG (Volksbanken AG) beteiligt und hält auch Anteile an der Ostbankenholding der ÖVAG, Volksbank International.

In einem Brief an den Verdi-Bundesvorstand wirft Pleister Roach vor, die DZ-Bank geschädigt zu haben und fordert Verdi auf, Roach zum Rücktritt zu bewegen. Dies sei "die logische Konsequenz", heißt in dem Schreiben. Sollte Verdi Roach nicht die Amtsniederlegung nahe legen, droht Pleister mit dem Aktienrecht.

Hintergrund ist ein offener Brief, den Roach unmittelbar nach der geplatzten Fusion der beiden Zentralbanken verfasst hatte. Darin hatte er Pleister als "Quertreiber" bezeichnet und ihm jene gezielten Indiskretionen zur Last gelegt, die vor allem von Seiten der WGZ für das Scheitern der Fusion verantwortlich gemacht worden waren. Pleister sei derjenige gewesen, der bei einer Fusion am meisten zu verlieren gehabt hätte, so die Vorwürfe.

Anläufe

Der Zusammenschluss der Zentralbanken zum drittgrößten deutschen Kreditkonzern war kurz vor Weihnachten zum dritten Mal gescheitert. Beobachter rechnen nicht damit, dass es in nächster Zeit noch zu einem vierten Anlauf kommen wird.

Roach selber wollte sich zu dem Pleister-Brief nicht äußern, genauso wenig wie der BVR. "Wir wollen zu dem Vorgang derzeit keine Stellung nehmen", sagte eine Verbandssprecherin dem Handelsblatt. "Kein Kommentar", hieß es auch in der DZ-Bank selbst. Der Verdi-Bundesvorstand war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

In Branchenkreisen allerdings macht sich Unmut ob der "Nachhutgefechte" breit. Es sei nicht das erste Mal, dass sich Roach auf diese Weise äußere, so Kritiker. Das passe nicht zu einem Mandat im Aufsichtsrat. Bezweifelt wurde aber auch, ob der Brief des BVR-Präsidenten eine angemessene Reaktion auf die Roach-Attacke sei. (APA)