Wie lautet Ihre Bestandsaufnahme rund 500 Tage vor EURO-Beginn?
Hickersberger: "Zu Beginn des letzten Jahres hatten wir große
Probleme, weil die Resultate und die Leistungen nicht gestimmt haben
und es interne Probleme gegeben hat. Die Mannschaft hat sich aber mit
drei Siegen in den letzten drei Spielen erfangen und ist auf einem
guten EM-Kurs. Es ist ein Teamgeist entstanden und es hat auch
Fortschritte im spielerischen Bereich gegeben. Es ging darum, die
Mannschaft umzubauen und zu verjüngen, das ist im Hinblick auf die
EURO der einzig richtige Weg."
Welche Chancen und welche Risiken bietet die EURO für den
österreichischen Fußball?
Hickersberger: "So eine Gelegenheit kommt nie wieder. Diese
Veranstaltung kann nicht nur dem Fußball, sondern dem ganzen Land
Impulse geben, wie man bei der WM in Deutschland gesehen hat. Ich
sehe nur Chancen, keine Gefahren für das Nationalteam, jeden
einzelnen Fußballer und das ganze Land. Viele Weltklasse-Spieler
würden sich wünschen, bei so einem Turnier dabei zu sein. Ich
befürchte keinen Schaden für den österreichischen Fußball, selbst
wenn wir das Viertelfinale nicht erreichen."
Wie schätzen Sie die Chancen auf eine Viertelfinal-Teilnahme
ein?
Hickersberger: "Wir sind keine große Fußball-Nation, deshalb ist es
wichtig, im Kollektiv stark zu sein. Bei der EURO kommt der
Heimvorteil dazu. Wenn es uns gelingt, eine ähnliche Atmosphäre wie
in Deutschland aufzubauen, dann werden wir im Happel-Stadion nur
schwer zu schlagen sein."
Vorerst geht es in diesem Jahr gegen starke Gegner wie
Frankreich, Ghana und die Elfenbeinküste. Kann das ÖFB-Team gegen
solche Kaliber schon bestehen?
Hickersberger: "In diesen Spielen gilt es zu zeigen, dass wir schon
bereit sind, solche Aufgaben zu erfüllen. Insgesamt geht es darum,
dass wir uns in jeder Hinsicht weiterentwickeln, zum Beispiel in der
Defensive. Außerdem müssen wir alles daran setzen, ein höheres Tempo
spielen zu können."
Die wohl größte Steigerung im Jahr 2006 gab es wohl in punkto
Zusammengehörigkeitsgefühl. Ist das die Basis für eine spielerische
Weiterentwicklung?
Hickersberger: "Diese beiden Prozesse laufen parallel. Wir müssen
versuchen, den Mannschaftsgeist, ohne den man keinen Erfolg haben
kann, noch weiter zu stärken. Mittlerweile ist aber bei allen schon
das Bewusstsein entstanden, dass wir bei der EURO nur gemeinsam
Erfolg haben können. Doch man muss auch sagen, dass diese Entwicklung
vom Verhalten von Pogatetz und Scharner begünstigt wurde."
Ist eine EURO-Teilnahme der beiden Premier-League-Legionäre
noch denkbar?
Hickersberger: "Für mich stellt sich dieses Thema nicht. Mir geht es
um die Mannschaft, nicht um Einzelspieler. Dass sich Pogatetz mit
seiner Kritik außerhalb der Mannschaft gestellt hat, ist jetzt auch
innerhalb des Teams auf Ablehnung gestoßen."