Frankfurt - Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck steht nach Informationen aus Kreisen unmittelbar vor seiner Kapitalerhöhung für die Übernahme des Schweizer Biotechkonzerns Serono.

Merck werde voraussichtlich schon am Montag die Bedingungen der Kapitalerhöhung in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro bekannt geben, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag. Merck lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Die Darmstädter hatten bereits angekündigt, im ersten Quartal eine Kapitalerhöhung im Volumen von zwei bis 2,5 Milliarden Euro auf den Weg zu bringen. Damit soll ein Teil der rund elf Milliarden Euro teuren Übernahme von Serono refinanziert werden.

Anleihe in Planung

Die im Nebenwerteindex MDax gelistete Merck stemmt die Serono-Übernahme zunächst mit einem 11,5 Milliarden Euro schweren Bankenkredit. Davon dienen nach früheren Angaben des Unternehmens allerdings zwei Milliarden Euro der allgemeinen Finanzierung des operativen Geschäfts. Neben der Kapitalerhöhung plant Merck auch eine Anleihe zur Refinanzierung des Zukaufs. Diese soll nach früheren Angaben ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro haben und im zweiten Halbjahr aufgelegt werden. Der Bond richte sich vor allem an deutsche und britische Investoren, hatte Finanzchef Michael Becker im Dezember der "Börsen-Zeitung" gesagt.

Merck hatte unlängst den Kauf der Mehrheit von Serono abgeschlossen. Mit der Übernahme war die neue Tochter Merck Serono SA gestartet. Die Gesellschaft soll im Laufe des Jahres zusammen mit der Sparte Ethicals von Merck als neuer Bereich Merck Serono innerhalb des Pharmasegments von Merck geführt werden. Damit kommen die Darmstädter künftig im Geschäft mit biopharmazeutischen Produkten auf einen Umsatz von rund 3,6 Milliarden Euro und auf ein Forschungsbudget von rund einer Milliarde Euro. In der neuen Sparte sind dann 14.500 Mitarbeiter beschäftigt. Das Serono-Geschäft soll zügig in den Konzern integriert werden.

Verkauf der Generika-Sparte

Mit der Übernahme rückt bei Merck im Pharmabereich das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Originalmedikamenten noch stärker in den Fokus. Merck prüft inzwischen den Verkauf seines Geschäfts mit Nachahmerpräparaten. Die Generika-Sparte rangiert weltweit an vierter Stelle. Das Geschäft mit Gesundheitsprodukten soll dagegen in Konzern bleiben und weiterentwickelt werden, wie Merck mitteilte.

Branchenkreisen zufolge sind die Beteiligungsfirmen TPG, Permira und Cinven an einer Übernahme des Generika-Bereichs interessiert. Der indische Generikakonzern Ranbaxy hat bereits mitgeteilt, die Sparte auf dem Radar zu haben. Novartis-Chef Daniel Vasella hatte dagegen am am Donnerstag nur ein begrenztes Interesse siganlisiert. Die Schweizer sind weltweit die Nummer zwei der Generikabranche. (APA/Reuters)