Jetzt ist alles wieder in Butter. Irgendwie halt. In der vergangenen Woche hatte das britische Reality-TV-Format Celebrity Big Brother nicht nur in den nationalen Medien Wellen geschlagen. Nachdem der indische Filmstar Shilpa Shetty über längere Zeit hinweg von anderen Mitspielern, allen voran Jade Goody, mit zum Teil rassistischen Äußerungen - "Hündin", "Paki" - angefeindet worden ist, ist Goody nun von den Zusehern aus dem Bewerb gewählt worden, Shetty, das Opfer, ist noch mit dabei.

Gordon Brown musste sich entschuldigen

Vor dieser Seherentscheidung auf Channel 4 musste sich der britische Finanzminister (und designierte Blair-Nachfolger) Gordon Brown auf einer Indienreise wegen den Anfeindungen auf die am 8. Juni 1975 geborene Schauspielerin entschuldigen. Der indische Vizeaußenminister Anand Sharma hatte das von dem Vertreter der ehemaligen Kolonialmacht gefordert.

Auch das britische Parlament forderte von Tony Blair eine Stellungnahme und der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone warf der Produktionsfirma vor, absichtlich mit rassistischen Äußerungen zu spielen, um die Quoten in die Höhe zu treiben. Der Hauptsponsor der Sendung zog sich auf den öffentlichen Druck hin zurück: Mehr als 30.000 Proteste gingen bei der britischen Gesellschaft für Medienkontrolle, Ofcom, zu diesem Thema ein. Englische Kommentatoren betrachten die Angelegenheit als Mischung der realen rassistischen Verhältnisse auf der Insel und einem - auch von Shetty - mitinszenierten Drama.

Shilpa Shetty spielte in mehr als 50 Filmen mit

Shilpa Shetty, die in 13 Jahren in mehr als 50 Filmen mitgespielt hat, ist in Indien ein großer Star. Sie spricht - je nach Quelle - zwischen sieben und neun Sprachen, kommt aus einer wohlhabenden Familie und gilt gemeinhin als hübsch, ja, soll den "besten Körper aller weiblichen Bollywoodstars" haben.

Ihre Gegenspielerin, Jade Goody, stammt hingegen aus ärmlichen und zerrütteten Familienverhältnissen, ist stark übergewichtig, spricht breiten Cockney-Dialekt - und hält Cambridge für einen Londoner Stadtteil. Seit der ersten Staffel von Big Brother ist sie professioneller Reality-TV-Star - und als solcher längst Millionärin. Die Konfrontation der beiden löste eine breite Diskussion über Rassismus und Grenzen von Reality-Formaten aus. Diese ist möglicherweise auch schon wider zu Ende.

"Habe alles nicht so ernst genommen"

Goody hat sich mittlerweile für ihre rassistischen Entgleisungen entschuldigt, Shetty meint nun, sie habe das alles nicht so ernst genommen. Fein. Die Quote stimmt, 500.000 Euro warten auf Shetty, sollte diese "Botschafterin" einer Wodkamarke gewinnen. Zu den anderen feinsinnigen Vorlieben der vielfach preisgekrönten Mimin zählen Kochen und Orchideen. Ihr größter Wunsch: Bald mit Actionheld Jackie Chan einen Film zu drehen. (Karl Fluch/DER STANDARD; Printausgabe, 22.1.2007)