Der Erfolg gibt den Betreibern recht: Das "Walk in Orient" ist gut besucht, weil hier sorgfältig gekocht wird, was in Wien als "asiatische Küche" gilt

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Foto: Gerhard Wasserbauer

Ein Restaurant, das auf den Namen "Walk in Orient" hört, ist grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Wenn ein Blick auf die Speisekarte die panasiatische Vorahnung noch dazu bestätigt - dass nämlich auch hier mit Sushi, Bulgogi, Curry rot wie gelb wie grün und, sicher doch, knuspriger Ente wieder einmal alle Küchen des größten, kulinarisch variantenreichsten Kontinents in ein und demselben Wok verbraten werden - dann ist man schon selbst schuld, wenn man trotzdem reingeht. Im Botschaftsviertel von Wien-Wieden, der gastronomisch gottverlassenen Gegend zwischen Schwarzenbergplatz und Belvedere (erstaunliche Ausnahme: das bundesdeutsche "Neininger's" in der Argentinierstraße) sind Faux-Pas dieser Sorte freilich verzeihlich - irgendwo muss der Hunger schließlich hin.

An derselben Stelle stand jahrzehntelang das legendär grindige "Oxensteak" und dann, wenn auch vergleichsweise kurz, ein Lokal namens "Maranello", das trotz (oder doch wegen?) eines im Gastraum geparkten Ferrari zuwenig Klientel anzog - insofern darf der Neo-Asiate bereits beanspruchen, ein Gewinn für die Gegend zu sein. Und das Essen? Es könnte wesentlich schlimmer sein, mit etwas Mut beim Würzen von Seiten des Kochs und einer weniger trostlosen Weinkarte könnte ein Abend im "Walk in Orient" sogar ziemlich nett werden.

Asiatisches Fantasy-Food

Im Gegensatz zu zahllosen anderen Trans-Asiaten wird hier nämlich auf die Güte der Zutaten, auf frisches Gemüse und anständige Fleischqualität geachtet. Manche Gerichte sind auf der Karte gar als bio ausgewiesen, was für Asia-Restaurants geradezu revolutionär anmutet (das famose ON in der Wehrgasse darf als Ausnahme die Regel bestätigen).

Eine würzige, mit Galgant, Limettenblättern und Zitronengras tadellos abgeschmeckte Tom Kha Gai hat, wie sich's gehört, saftiges Huhn und köstlich frische Strohpilze als Einlage in der Kokossuppe - sehr gut. Die Garnelenrollen "Thai Hagun" sind frisch und luftig gerollt, mit Sprossen und reichlich Reisnudeln aber, leider, nur ganz wenig Thai-Minze. Dafür entschädigt der Mangosalat mit Avocado, eine ziemlich fetzige Mixtur aus köstlichen, vollreifen Früchten, Wakame-Algen, Sojasprossen und einem cremigen Erdnuss-Dressing - so lässt man sich asiatisches Fantasy-Food allemal gefallen. Beim kurzgebratenen Rindfleisch "Saigon" gibt es an der Qualität der Zutaten nichts zu bekritteln, die ätherische Leichtigkeit, für die die vietnamesische Küche gerühmt wird, will sich aber nicht einstellen - auch, weil wieder einmal bei den Kräutern gespart wurde. (Severin Corti/Der Standard/Rondo/19/01/2007)