London/Wien - Menschliche Grippe-Viren mit einem künstlich eingefügten Gen der gefährlichen Vogelgrippe H5N1 wären im vergangenen April beinahe aus einem Labor an der University of Texas in Austin (USA) entkommen. Passiert sei nichts, der Vorfall habe aber Diskussionen über derlei Experimente ausgelöst, berichtete die Wissenschaftszeitschrift "New Scientist" in der jüngsten Ausgabe.

Wissenschafter und Mediziner fürchten seit längerem, dass sich der auch für Menschen sehr gefährliche Stamm der Vogelgrippe H5N1 durch eine zufällige Veränderung im Erbgut, eine so genannte Mutation, derart verändert, dass er auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Bereits mehrfach haben solche Virenstämme in der Geschichte zu weltweiten Epidemien mit teils katastrophalen Auswirkungen gehabt. Nach Ansicht vieler Experten ist eine derartige Pandemie seit längerem überfällig.

Die Experimente zur Kombination von menschlichen Grippeviren mit H5N1-Erregern sind daher eine Spiel mit dem Feuer, andererseits ist die genaue Erforschung des Vogelgrippe-Erregers und möglicher Varianten etwa für die Entwicklung von Impfstoffen nötig.

Deckel eines Sicherheitsbehälters abgefallen

Der Vorfall im April ereignete sich, als die Wissenschafter die künstlich veränderten Viren in einer Zentrifuge behandelten. Die Zentrifuge begann plötzlich unrund zu laufen und stoppte selbsttätig. Daraufhin öffnete ein Forscher sofort das Gerät und sah, dass der Deckel eines Sicherheitsbehälters abgefallen war.

Der Fehler war, dass die Zentrifuge sofort geöffnet wurde. Laut Empfehlung hätten die Wissenschafter eine halbe Stunden warten müssen, damit sich etwaige Virus-hältige Dämpfe am Boden absetzen und nicht in die Umgebung gelangen. Nach Desinfektionsdurchgängen stellte sich aber heraus, dass sich beim Zentrifugieren nur der Sicherheitsbehälter, nicht aber das Viren-hältige Röhrchen geöffnet hatte.

Mittlerweile sind die Forschungen an dem veränderten Virus vorangegangen. Es zeigte sich, dass sich der modifizierte Erreger im Labor langsamer vermehrte, als das unbehandelte menschliche Grippe-Virus. Auf ein ähnliches Verhalten auf der freien Wildbahn - sprich im Menschen - könne daher aber nicht geschlossen werden. (APA)