Belfast - Beamte einer nordirischen Sondereinheit der Polizei sollen protestantische Verdächtige vor Strafverfolgung geschützt haben. Nach dreijähriger Ermittlung erklärte die Ombudsfrau Nuala O'Loan am Montag, die Expolizisten hätten Informanten bei der verbotenen Untergrundorganisation Ulster Volunteer Force (UVF) bezahlt und deren Verwicklung in Morde, Bombenanschläge, Drogenhandel und Erpressung ignoriert.

In ihrem Bericht forderte O'Loan die Polizei auf, in Dutzenden Fällen aus den 90er Jahren die Ermittlungen wieder aufzunehmen und auch gegen die Polizisten zu vorzugehen, die damals die Verbrechen ihrer Informanten gedeckt hätten. Der Chef der mehrheitlich protestantischen Polizeitruppe in Nordirland, Hugh Orde, erklärte, er akzeptiere O'Loans Schlussfolgerungen und Empfehlungen. Gleichzeitig entschuldigte er sich "für alles, was getan und was nicht getan wurde". Sowohl Orde als auch O'Loan verwiesen darauf, dass die Polizei seit 2003 grundlegend reformiert wurde.

Der Sprecher des britischen Premierministers Tony Blair sprach von einem verstörenden Bericht über Ereignisse, die niemals hätten geschehen dürfen. Nordirlandminister Peter Hain sagte, sowohl UVF-Mitglieder als auch die betroffenen Expolizisten müssten sich vor Gericht verantworten.

Grundlage der Ermittlungen bildete die Ermordung eines 22-jährigen Protestanten 1997 im Norden von Belfast. Der Vater des Opfers erklärte, er habe Beweise, dass der damalige Chef der UVF-Einheit von der Polizei geschützt worden sei, weil er als Informant tätig gewesen sei. Der Vater sagte weiter, bei der Polizei habe ihm niemand geglaubt, also habe er sich an O'Loan gewandt. Ehemalige Mitglieder der Sondereinheit der Polizei wiesen die Anschuldigungen zurück. Sie erklärten in einer Stellungnahme, sie hätten alle Gesetze befolgt und müssten sich für nichts schämen. (APA/AP)