Wien – "Ein Infrastrukturminister müsste ein Heiliger sein, wenn er um viel Geld für den FWF rennt, dieses dann aber zu 85 Prozent einem fremden Ministerium zugute kommt." TU-Professor Arnold Schmidt ist verärgert über die Aufteilung der Forschungsagenden in der Regierung. Was ihn am meisten stört: Dass der für die Finanzierung der Grundlagenforschung an Universitäten, Akademie der Wissenschaft und die Exzellenzuni EIT (Gugging) zuständige Wissenschaftsfonds FWF nicht bei Wissenschaftsminister Johannes Hahn ressortiert, sondern bei dem für die angewandte Forschung zuständigen Infrastrukturminister Werner Faymann. Letzteren hält er wohl für tüchtig und engagiert, aber eben nicht für einen "Heiligen, der sich beim Finanzminister für eine höhere Dotierung des FWF stark machen wird, die dann zu 85 Prozent dem Wissenschaftsminister nützt".

Im Gegenteil, Faymann werde für seine eigenen Baustellen in der angewandten Forschung, etwa für die Sanierung der Austrian Research Centers in Seibersdorf, selbst genug Geld brauchen, meint Schmidt. "Der wird doch nicht rennen, damit es Hahn besser geht", skizziert Schmidt die Interessenlagen.

Auch Rektoren für Verschiebung

Der FWF aber werde für die Grundlagenforschung viel Geld brauchen, weil die Basisbudgets der Universitäten nur leicht ansteigen würden und Budgeterhöhungen daher im Wesentlichen nur über kompetitiv eingeworbene Drittmittel erfolgen könnten. Einzige Geldquelle neben EU-Fördermitteln sei aber der FWF (von dessen 150 Millionen Euro Fördersumme im Jahr 2006 rund 85 Prozent an Uni-Projekte floss, sieben an die Akademie und acht an andere Forschungsstätten, Anm.), den Schmidt und Beamte im Wissenschaftsministerium gleichermaßen als das wichtigste Element für Profilierung und Schwerpunktsetzung in der Uni-Forschung sehen.

Der der SPÖ zugerechnete TU-Professor Schmidt ist mit seiner Kritik nicht allein, zuvor haben bereits die Uni-Rektoren Georg Winckler und Rudolf Ardelt, Wissenschafts- und Forschungsrat für die Verschiebung des FWF plädiert.

Gesetzesänderung

Nun dürfte sich tatsächlich etwas bewegen, ein Abänderungsantrag für das Ministeriumsgesetz ist in Arbeit. Am Donnerstag will man Nägel mit Köpfen machen: Faymann soll statt des FWF ein Mitspracherecht bei der bei Finanzminister Wilhelm Molterer angesiedelten Austria Wirtschaftsservice bekommen, die schwerpunktmäßig Innovationsförderung für Klein- und Mittelbetriebe macht. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.1.2007)