Foto: Gregor Kucera
Der Verein für Anti-Piraterie (VAP) lud am Dienstag zum Pressegespräch in die Village Cinemas auf der Wiener Landstrasse um eine Jahresbilanz 2006 zu ziehen, und die Schwerpunkte für 2007 vorzustellen.

Die heimische Szene

Auf dem Podium fanden sich Ferdinand Morawetz, Buena Vista International und VAP-Präsident, Andreas Manak, Generalsekretär des VAP, Christof Papousek, Kurt Kaufmann, Fachverband der Lichtspieltheater und Audiovisionsveranstalter sowie Werner Müller, Fachverband der Audiovisions- und Filmindustrie. Die Erfolgsbilanz des VAP für 2006 lautet, so Andreas Manak: 52 Ermittlungen, 41 neue Strafverfahren, 33 Hausdurchsuchungen, 10.506 beschlagnahmte DVDs, sowie 23 beschlagnahmte Festplatten, PCs oder Laptops beziehungsweise acht Server und acht Festplatten. Der gleich auch darauf hinwies, dass sich das Problem Raubkopien nicht als ein US-amerikanisches oder eines der reichen Filmstudios präsentiere, sondern auch und gerade der heimischen Filmindustrie Schaden zufüge. So soll in Österreich ein Schaden von 16,5 Millionen Euro durch entgangene Einnahmen entstanden sein. Weltweit haben Analysten mit Einbußen von 15 Milliarden Euro gerechnet.

Ein Drittel aller Filme vor dem Kinostart

Laut Angaben der VAP finden sich ein Drittel aller Kinofilme schon vor dem eigentlichen Kinostart im Internet. Ein weiteres Drittel kommt "rechtzeitig" zum Kinostart in die Tauschbörsen und die übrigen 33,3 Prozent sind innerhalb der nächsten Tage bis Wochen im Netz zu finden. Diese Veröffentlichung im Internet und damit die Verbreitung der Filme über Tauschbörsen zu verhindern, sei das zentrale Anliegen der Filmindustrie und damit auch des VAP. "Die Verfolgung der Betreiber dieser Tauschbörsen und das Aushebeln dieses komplexen Systems ist das Anliegen des VAP", so Manak. Man sei nicht an den privaten Downloadern interessiert, deren Vorgehen in Österreich ohnehin straffrei sei, sondern an jenen Personen, die die Inhalte weitergeben. Die Problematik ist hier allerdings, dass viele Downloader automatisch auch zu Uploadern, also zu Personen, die Inhalte weiterverbreiten werden.

Camcording

Ein großes Problem in Österreich sei das so genannte Camcording von Filmen, so Papousek. Dabei geht es jedoch gar nicht nur um den Film beziehungsweise die Bilder sondern vielmehr um den Tonmitschnitt. Die Filme seien meist im Internet schon als abgefilmte Versionen aus Russland oder China verfügbar, aber eben nicht mit dem deutschen Text. Für kommerzielle Anbieter sei es daher ein wesentlicher Schritt einen Tonmitschnitt zu haben, der dann als Tonspur auf den Datenträger aufgebracht werden kann. In Österreich sei ein starker Anstieg an Mitschnitten zu beobachten. Diese Zahlen lassen sich nicht durch eine Vielzahl aufgespürter Mitfilmer belegen, sondern vielmehr dadurch, dass jeder Film über ein digitales Wasserzeichen verfüge und somit eindeutig nachgewiesen werden könne, in welchem Kino Film und/oder Ton mitgeschnitten wurden.

"Es bedarf keines Sheriffs"

"Wir müssen Maßnahmen entgegensetzen und haben hier ein Modell im Einsatz, bei dem unsere Mitarbeiter bei Ergreifen von Personen, die illegal Mitschneiden, eine Belohnung bekommen. Es bedarf hier keiner Sheriffs, die durch das Kino laufen, sondern die Kontrolle soll während der normalen Arbeiten der Mitarbeiter erfolgen. Wir wollen auch kein Eingreifen in die private Sphäre der Besucher und diese dann mit Nachtsichtgeräten beim Popcornessen oder Händchenhalten filmen", so Papousek. Auch auf den Parkplätzen und in den Parkgaragen werde vermehrt auf den möglichen Handel mit Raubkopien geachtet. Auch andere Kinos würden dieses Belohnungsmodell bereits andenken.

Handy an der Garderobe abgeben

Die Filmindustrie in den USA und Europa hat bereits bei Pressevorführungen ein Handyverbot erlassen. Wer einen Film schon einige Wochen vor dem offiziellen Start sehen will, muss sein Mobiltelefon abgeben. Die Gründe für dieses Vorgehen liegen darin, dass es bereits einige Fälle gegeben habe, wo bei solchen Vorführungen abgefilmt und der Film dann weiterverbreitet wurde. Für die "Normalsterblichen" wird es jedoch keine "Handy an der Garderobe abgeben"-Pflicht geben, da dies den Kinobesuch derart massiv beeinträchtigen würde, dass die Zuschauer auf andere Unterhaltungsformen ausweichen würden, so die VAP.

"Kino ist die Seele des Films"

Für Ferdinand Morawetz präsentierte sich 2006 als ein äußerst erfolgreiches Jahr für die heimische Kinoindustrie. Man habe die Besucher- und Umsatzzahlen von 2003 wieder erreicht und einen Umschwung eingeleitet "Das Kino ist die Seele des Films; das wird auch in 50 Jahren so sein. Wir wollen Menschen, die illegal einen Film an sich reißen und sich dabei auch noch toll fühlen, strafen." Es ginge darum, ein Verständnis zu schaffen und ein Unrechtsbewusstsein, der VAP habe daher etwa Informationsveranstaltungen an Schulen abgehalten oder biete mit dem Tool "Digital File Check" die Möglichkeit an, Sicherheit über die Aktivitäten am Rechner zu erlangen an.

Sympathie und Che

Für Werner Müller geht es auch und vor allem darum, die "mafiösen Strukturen" dieser Raubkopiererringe zu sehen. "Raubkopierer sind keine sympathischen Hacker, mit Che-Guevara-T-Shirts. Glaube Sie mir, da stehen ganz andere Personen dahinter". "In Österreich gab es keinen einzigen Fall in dem ein unschuldiger 17-Jähriger vor Gericht kam", so Manak in Anlehnung an die Vorwürfe, dass es immer wieder auch Meldung über Untersuchungsergebnisse, die Unschuldige als Täter auswiesen.

Datenschutz darf kein Argument sein

Der VAP sieht auch die Telekomkonzerne und Internet Service Provider in der Pflicht. Diese hätten in den letzten Jahren von den Downloader gut gelebt - "Wer braucht sonst große Downloadlimits?" - und müssten nun auch Verantwortung zeigen. "Es darf nicht sein, dass man Kriminelle mit Datenschutzargumenten schützt. Es gibt kein vernünftiges Datenschutzgesetz, wenn man Straftäter im Internet - geht es nun Raubkopien oder Pädophilie oder NS-Wiederbetätigung - ausfindig machen will.

Heimische Szene auf heimischen Servern

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Jagd nach Raubkopierer sei auch, dass die Szene nicht über ausländische Server operiere, sondern sehr wohl über heimische Rechenzentren. Und genau diese aufzuspüren und die Hintermänner ausfindig zu machen, sei eines der großen Ziele 2007. "Die wichtigste Hürde ist eine vernünftige Bandbreite. Internet-Piraterie funktioniere nur, wenn den "Kunden" ein schnelles Downloaden garantiert werden kann. "Warez-Server, die den österreichischen Markt versorgen, werden daher auch auf absehbare Zeit in Österreich oder im nahen EU-Ausland stehen - und identifiziert werden", meint man dem VAP.

HD kein Hemmnis

Nachdem nun erstmals auch eine HD-DVD gehackt und der HD-Film zum Download angeboten wurde, stellt sich die Frage, ob eine derart große Download-Datei (der Film brachte es auf 17 GB Volumen) nicht zu einem "natürlichen" Ende der Internet-Piraterie führen werde, da sich keine Privatperson ein solches Volumen leisten kann. Der Verein für Anti-Piraterie kann dieser Argumentation nicht folgen, da Filme schon davor in unterschiedlicher Qualität auf den illegalen Tauschbörsen verfügbar waren udn dies wohl auch in Zukunft - trotz HD und großer Datenmengen - so bleiben würde.

Legal versus Illegal

Die Filmindustrie werde sich am Vorbild der Musikindustrie orientieren und verstärkt legale Downloadplattformen schaffen, so der Tenor der Pressekonferenz. Dass die derzeitigen Angebote nicht den Kundenwünschen entsprechen würden und zudem überteuert, kann man von Seiten des VAP nicht nachvollziehen. Es werde verschiedenste Modelle zu unterschiedlichen Preisen geben, wagte man einen Blick in die nahe Zukunft. (Gregor Kucera)