Graz/Wien - Die ÖVP sucht eine neue Identität. Die Partei soll "bunter, breiter, offener werden", gibt der Chef der "Perspektivengruppe", Landwirtschaftsminister Josef Pröll, die Bühne für Zukunftsdenker frei. Für die Koordination des politisch hoch sensiblen Sektors "Sicherheit und Integration" hat sich Pröll den umstrittenen Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl geholt.

Nagl präsentierte sich in der Vergangenheit mit scharfen Ansagen über Roma-Bettler, die Türkei oder Homosexualität als wertekonservativer und sicherheitspolitischer "Hardliner". Was ihm harsche Kritik der Hilfsorganisationen eingebracht hatte. Parteiintern wurde ihm eine "Verengung" der Partei vorgeworfen. Dass nun ausgerechnet er als extrem wertekonservativer VP-Politiker einen Beitrag zu Öffnung der Partei leisten soll, sieht der Bürgermeister nicht als Widerspruch. Nagl, der nach wie vor zu all seinen Aussagen steht: "Das passt durchaus zusammen. Wir können beides sein: konservativ in der Wertehaltung und innovativ."

Stichwort Zuwanderung: Hier trete er nach wie vor für eine Zuwanderungskontrolle plus Restriktionen ein. Aber auch dafür, dass Asylverfahren blitzartig abgewickelt werden und Zuwanderer sofort arbeiten dürfen.

Nagl: "Wenn Menschen, die hierherkommen, jeden Tag zum Sozialamt müssen, werden daraus garantiert keine Staatsbürger, wie es sich die Österreicher wünschen. Menschen erfahren, ich darf nicht arbeiten, bekomme aber Unterstützung. Also eine Art Schlaraffenland. Das ist untragbar. Arbeit gehört zum Sinn des Lebens."

Stichwort Religionskonflikt. Nagl: "Wir unterstützen jene, die den Islam europäisieren wollen und nicht jene, die ausziehen, mit dem Schwert Europa zu islamisieren." Es gehe auch in seiner Zukunftsgruppe letztlich darum, "in diese laute Welt wieder christliche Wurzeln und Tiefgang hineinzubringen."

Insgesamt hat sich die ÖVP 14 Impulsgruppen verordnet, in denen das große Spektrum gesellschaftspolitisch relevanter Themen reflektiert werden soll. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 24.1.2007)