Beirut - Die von der Hisbollah geführte Opposition im Libanon hat nach Angaben eines Sprechers am Dienstagabend ein vorläufiges Ende des Generalstreiks und der Straßenblockaden beschlossen. Der Sprecher, der anonym bleiben wollte, sagte, der Streik habe die gewünschte Wirkung erzielt. Er sei als Warnung an die Regierung gedacht gewesen.

Der Sprecher warnte jedoch vor weiteren Protesten zu einem späteren Zeitpunkt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden bereits erste Barrikaden abgebaut. Das von der radikalen schiitischen Hisbollah und der christlichen "Freien Patriotischen Bewegung" des Ex-Armeechefs General Michel Aoun angeführte Oppositionsbündnis will den Rücktritt des sunnitischen Ministerpräsidenten Fouad Siniora erzwingen, dessen pro-westliches Kabinett nach der kollektiven Demission der schiitischen Minister nicht mehr den Verfassungsauftrag des Konfessionsproporzes erfüllt.

Mit dem Generalstreik hatte die Opposition den Machtkampf im Libanon weiter auf die Spitze getrieben. Dabei kam es am Dienstag zu den schwersten Ausschreitungen, seit die schiitische Hisbollah vor zwei Monaten ihre Proteste gegen die Regierung lancierte. Mindestens drei Menschen wurden getötet und mehr als 40 verletzt, wie die Polizei mitteilte. Das öffentliche Leben im Lande wurde weit gehend lahm gelegt. Auf vielen Straßen der Hauptstadt Beirut wurden Blockaden aus brennenden Autoreifen errichtet.

Anhänger und Gegner der prowestlichen Regierung des sunnitischen Ministerpräsidenten Fuad Siniora lieferten sich Faustkämpfe und bewarfen sich mit Steinen, mehrfach fielen aus beiden Lagern auch Schüsse. Siniora rief am Abend in einer Fernsehansprache das Parlament dazu auf, sich auf einer Sondersitzung mit Maßnahmen zur Entschärfung der Krise zu befassen. Einen Rücktritt, wie ihn die Opposition seit Wochen fordert, schloss er aus. (APA/AP/Reuters)