Klagenfurt - Neuschneemengen bis zu einem Meter haben seit Dienstagabend den westlichen Teil Kärntens und Osttirol in einem Chaos versinken lassen. Zwischen Berg und Greifenburg im oberen Drautal hingen Mittwoch in der Früh rund 300 Lkw fest, die Lenker hatten die Nacht in ihren Fahrzeugen oder im Freien verbracht. Rund 12.000 Haushalte waren am Morgen ohne Strom, die Behebung der Schäden sollte den ganzen Tag über andauern. Viele Straßen waren gesperrt oder erschwert passierbar,

Laut Angaben der Kelag ist die Stromversorgung in Teilen des Gailtales, Gitschtales, Lesachtales sowie des Oberen Drautales und des Bleiberger Hochtales zum Teil ausgefallen. Überhaupt ohne elektrische Energie waren die Ortschaften am Weißensee sowie im Stockenboier Graben. Während der Nacht wurden die Schadensstellen lediglich lokalisiert, Reparaturen waren nicht möglich. "Es war viel zu gefährlich, im Wald stürzten dauernd Bäume um", schilderte ein Kelag-Sprecher im ORF-Radio Kärnten die Lage. Man hoffe, bis zum Abend den Großteil der Schäden behoben zu haben.

Eine eiskalte Nacht mussten die Lenker und Beifahrer jener rund 300 Schwerfahrzeuge verbringen, die im oberen Drautal fest hingen. Verursacht worden war die rund acht Kilometer lange Kolonne durch mehrere Lkw, die zwar mit Winterreifen ausgerüstet waren, aber ohne Ketten Dienstag am Nachmittag nicht mehr weiter kamen. Polizisten und Feuerwehrangehörige halfen den Kraftfahrern die ganze Nacht hindurch beim Anlegen von Ketten. Mittwoch in der Früh versorgten Rettungskräfte und Bundesheer-Angehörige die Lkw-Fahrer mit einem Frühstück, für das Bäckereien in Spittal/Drau gesorgt hatten.

Auf Grund des Berufsverkehrs spitzte sich die Lage in der Früh zu, viele Pkw-Lenker versuchten, sich zwischen den Schwerfahrzeuge durchzuschlängeln. Die Schneeräumung setzte erst mit Beginn der Helligkeit ein, die Auflösung der Lkw-Kolonne sollte Stunden dauern.

Gesperrt war Mittwoch früh auch die Tauernautobahn (A 10) vor dem Wolfsbergtunnel bei Spittal. Seit Einsetzen der heftigen Schneefälle am Vortag war es dort wegen der ansteigenden Fahrbahn immer wieder zu großen Problemen mit ungenügend ausgerüsteten Lkw gekommen. Beeinträchtigt von den Schneemassen waren viele weitere Verkehrsverbindungen in Oberkärnten. So kam es laut Polizei auf der Gailtalstraße (B 111) zwischen St. Stefan und Kötschach-Mauthen, der Plöckenpass Straße (B 110) zwischen Oberdrauburg und Kötschach-Mauthen sowie auf der Weißenseestraße (B 87) zwischen Hermagor und dem Kreuzbergsattel immer wieder zu Behinderungen und Verkehrsunfällen mit Sachschaden durch umgestürzte und die Fahrbahn blockierende Bäume.

Am späten Abend musste der Bürgermeister der Gemeinde Weißbriach die Evakuierung der Bewohner dreier Wohnhäuser und die Sperre der Gemeindestraße anordnen, weil Gefahr durch umstürzende Bäume drohte. Wenig später wurde die Plöckenpass Straße auf Höhe des so genannten Mamorbruches durch eine Lawine blockiert. Ein Pkw-Lenker, ein 73-jähriger Pensionist aus Hinterbrühl (Niederösterreich), wurde eingesperrt und konnte weder vor noch zurück fahren. Über Notruf rief er die Polizei und Beamte der Polizeiinspektion Kötschach-Mauthen konnten den Mann über den Lawinenkegel unverletzt bergen.

In Oberkärnten standen die Nacht über Hunderte Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungskräfte im Einsatz. Auch Angehörige des in Spittal/Drau stationierten Bundesheeres halfen mit. Mittwoch sollte der Schneefall tagsüber aufhören, für den Abend wurden wieder leichte Niederschläge erwartet. Der Ostteil Kärntens kam mehr oder weniger ungeschoren davon. (APA)