Bild nicht mehr verfügbar.

Michel Platini und Lennart Johansson.

Foto: APA/Kienzle
Düsseldorf - Der eine setzt auf seine Erfahrung und die Lobbys, die er sich in vier Amtszeiten als UEFA-Präsident erschlossen hat, der andere Kandidat auf Zugeständnisse an die kleineren nationalen Verbände. Amtsinhaber Lennart Johansson und sein Herausforderer Michel Platini stellen sich am Freitag beim UEFA-Kongress in Düsseldorf der Wahl um das höchste Amt im europäischen Fußball. Der UEFA-Präsident wird für vier Jahre gewählt.

"Er kann gerne zu mir kommen und lernen"

Die Programme der beiden Kandidaten differieren in den wichtigsten Punkten nur unwesentlich, die Charaktere könnten unterschiedlicher aber nicht sein. Johansson ist seit 1990 im Amt, hat den Sport mit staatstragendem Auftreten durch turbulente Jahre geführt. An seinem agilen Widersacher hatte der Schwede zuletzt vor allem dessen fehlende Erfahrung bemängelt. "Er kann gerne zu mir kommen und lernen", erklärte der 77-Jährige.

Sein fortgeschrittenes Alter empfindet Johansson selbst nicht als Nachteil: "Ich leugne mein Alter nicht, aber ich bin wie der Wein. Der wird auch jedes Jahr besser und besser." Der ehemalige französische Weltklasse-Fußballer und Ex-Teamchef Platini zählt im Gegensatz dazu gerade einmal 51 Lenze. Der Organisator der WM 1998 in Frankreich wird unter anderem vom einflussreichen Präsidenten des Weltverbandes FIFA, Sepp Blatter, unterstützt.

Kleine CL-Reform

Platini will einige neue Ideen in den Verband einbringen. So sollen unter anderem auch aus Europas Topligen England, Italien, Spanien und Deutschland in Zukunft maximal nur noch drei Klubs in der Champions League spielberechtigt sein. "Dadurch können sich auch Teams aus finanziell weniger starken Ligen mit den Top-Klubs messen", begründete der Franzose. Johansson hingegen will am bestehenden System von bis zu vier Klubs festhalten.

Der Schwede schmückt sich mit dem Erfolg von Europas Eliteliga. In seiner ersten Amtszeit wurde der Europacup der Meister erstmals mit Vorrunde als Gruppenphase ausgetragen. Später entwickelte sich daraus die Champions League in ihrer heutigen Form. "Ich sehe keinen Grund, an dieser Erfolgsstory etwas zu ändern", meinte Johansson, der bisher auch die Topklubs der G-14-Vereinigung von einem Ausstieg abgehalten hat. Zudem geleitete Johansson den Verband durch die Nachwehen des Bosman-Urteils und hin in eine finanziell sehr gute Lage.

Platini will Kleinen Chance geben

Selbst der Deutsche Franz Beckenbauer zog aus Respekt vor dem Schweden eine mögliche Kandidatur als UEFA-Präsident nicht mehr in Erwägung, als Johansson ankündigte, sich der Wiederwahl zu stellen. Platini hingegen will mit der FIFA-Führung im Rücken einen Machtwechsel herbeiführen, laut Programm die Kommerzialisierung des Fußballs eindämmen und kleineren Verbänden mehr Mitspracherecht in der Frage der Verteilung der lukrierten Gelder geben.

Im Gegensatz dazu steht Johansson für Kontinuität und Sicherheit für jene, die im europäischen Fußball an den Schalthebeln der Macht sitzen. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen scheint also vorprogrammiert. Auch die österreichische Delegation um ÖFB-Präsident Friedrich Stickler wollte sich vorerst nicht auf einen der beiden Kandidaten festlegen.(APA/Reuters)