Voest-General Wolfgang Eder.

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Wien - Der börsenotierte Linzer Stahl- und -verarbeitungskonzern voestalpine kann keine Trübung des Konjunkturklimas feststellen und hat die Prognose für das laufende Jahr leicht angehoben. "Es spricht nichts dagegen, dass 2007 so gut bleiben wird wie bisher. Wir sehen nirgendwo einen Lageraufbau oder eine Sättigung der Märkte", sagte voest-Generaldirektor am Mittwoch in Wien im Klub der Wirtschaftspublizisten. Er widersprach damit einzelnen Branchenbeobachtern, die mit einer Verschlechterung der Konjunktur rechnen.

Eder hob die voest-Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2006/07 (per 31. März) leicht an. Der Betriebserfolg (Ebit) wird demnach deutlich über 800 Mio. Euro ausfallen, der Umsatz wird trotz des Verkaufs der Stahlhandelsgruppe (Ende 2006 dekonsolidiert) mit "gegen 7 Mrd. Euro" (2005/06: 6,5 Mrd. Euro) erwartet. Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen damit, bereits 55 Prozent des Umsatzes mit verarbeiteten Produkten zu machen. Zuletzt waren es 51 Prozent gewesen.

Automotive-Division

Nach der Akquisition dreier Automotive-Zulieferunternehmen Ende vergangenen Jahres erwarte man im kommenden Geschäftsjahr ('07/'08), mit der Division erstmals mehr als 1 Mrd. Euro Umsatz zu machen, sagte Eder. Die Division werde im laufenden Jahr erstmals eine fünf- bis sechsprozentige Ebit-Marge erzielen, was im Vergleich der europäischen Zulieferindustrie ein Spitzenwert sei. Bei Profilstahl habe man nach Akquisitionen im vergangenen Jahr "eine ziemlich endgültige Aufstellung in Westeuropa erreicht" und einen "ersten großen Schritt nach Osten getan". Weitere Akquisitionen in Russland seien nicht ausgeschlossen.

Da die voestalpine praktisch keine Schulden habe und bei gut 3 Mrd. Euro Eigenmitteln im laufenden Jahr einen substanziellen Cash-Zufluss erwarte, seien potenzielle Akquisitionen eher durch das Vorhandensein geeigneter Objekte und die Managementkapazität begrenzt: "Alles, was wir uns sinnvollerweise leisten wollen, können wir uns leisten", sagte Eder. Die Investitionskriterien der voestalpine seien aber "sehr streng".

Eder rechnet im laufenden Jahr mit um rund 100 Mio. Euro höheren Rohstoffkosten, was aber durch Preiserhöhungen kompensiert werden dürfte. Nach dem Einstieg von Mittal bei Arcelor und der noch ausstehenden Entscheidung zu Corus (zwischen Tata und und CSN) rechnet Eder eher mit einem Ende der Konsolisierungswelle in der europäischen Stahlbranche.

Gute Konjunktur

Die voestalpine selbst habe einen stabilen 40-Prozent-Kern von "zu 99 Prozent verlässlichen Kernaktionären" und werde nach Abschluss des laufenden Rückkaufprogramms 44 Prozent kontrollieren, meinte der Stahl-Manager. Im hypothetischen Fall eines Übernahmeangebots sei er zuversichtlich, mehr als 50 Prozent der Aktionäre für die Eigenständigkeit des Unternehmens gewinnen zu können, meinte Eder. Ein Angebot eines Finanzinvestors (nicht aus der Branche) hält er wegen der bereits hohen Börsekapitalisierung für unwahrscheinlich.

Geradezu spektakulär positiv fielen Eders Aussagen zur allgemeinen Konjunkturlage aus: "Die Situation ist so gut wie schon viele Jahre nicht mehr. Die heutige Konjunktursituation ist mit der der frühen Siebzigerjahre vergleichbar." (APA)