Graz - Für den Fußball-Bundesligisten SK Sturm Graz steht am Donnerstag eine der wichtigsten Stunden in der Vereinsgeschichte bevor. Am Nachmittag treten Masseverwalter, Konkursrichter, Kreditschützer und Gläubigervertreter am Handelsgericht Graz zusammen. In der Ausgleichstagsatzung wird entscheiden, ob der Verein einen Zwangsausgleich schafft und somit fortbestehen kann. Zuletzt standen die Chancen nicht schlecht: Masseverwalter Norbert Scherbaum hat mit der Finanzprokuratur einen außergerichtlichen Vergleich erzielt. Am Donnerstag sollen zwei Mio. Euro zur Bedeckung der Ausgleichsquote in Form einer Bankgarantie bereit stehen.

Laut Angaben des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) vom Dienstag sollen bisher etwas mehr als zehn Mio. Euro vom Masseverwalter an Forderungen anerkannt sein. In der Vorwoche war von Scherbaum - neben der bereits anerkannten Konkursforderung von 1.157.582,43 Euro des Finanzamtes - ein wichtiger Schritt geschafft worden: Eine weitere Forderung der Finanz von 5.000.534,96 Euro wird in der Prüfungs- und Zwangsausgleichstagsatzung am Donnerstag anerkannt, und das Finanzamt wird gleichzeitig die Zustimmung zum beantragten Zwangsausgleich erteilen. Der anerkannte Stand der Verbindlichkeiten von Sturm werde sich am Donnerstag dann auf über 15 Mio. Euro belaufen.

Gegen die angebotene Ausgleichsquote von 15 Prozent hat es dem AKV zu Folge keine Einsprüche gegeben. Die restlichen fünf Prozent zur 20-Prozent-Quote müssten innerhalb von zwei Jahren aufgebracht werden. Unter Umständen ist am Donnerstag auch gleich die 20-Prozent-Lösung zu erzielen. Vergangene Woche waren jedenfalls von Sturm die drei Großsponsoren präsentiert worden, die das notwendige Geld für einen Zwangsausgleich zu gleichen Teilen in Form einer Bankgarantie bereitstellen sollen. Es sind dies die Styria Medien AG, die Raiffeisen Landesbank und die Grazer Wechselseitige Versicherung. Alle drei bilden mit Sturm als Partner auch eine Vermarktungsgesellschaft, die weitere Sponsoren an Land ziehen soll.

Mit einem größeren Gläubiger müsste eine Einigung noch bis Donnerstag hinzubekommen sein, schätzte man beim AKV. Es sei bereits sehr viel ausverhandelt, auch die Gespräche mit dem Insolvenzausgleichsfonds - hier geht es vor allem um Spielergehälter - seien "weit gediehen". Bei der Tagsatzung wäre nicht mehr viel zu erörtern und praktisch nur noch die Abstimmung durchzuführen. "Wir sind daher sehr guter Dinge, dass der Ausgleich durchgeht", erklärte Neo-Präsident Hans Rinner.

Der ehemalige Champions-League-Starter hat in seiner außerordentlichen Generalversammlung in der vergangenen Woche nämlich auch auf der Führungsebene die Weichen für die Zukunft gestellt und ein neues Spitzengremium gewählt, dem kein Mitglied des Ex-Vorstandes um Hannes Kartnig mehr angehört. Dem Übergangs-Präsidenten Hans Fedl folgte planmäßig Rinner. Bis 15. März muss Sturm um eine Lizenz für die neue Spielsaison 2007/2008 bei der Bundesliga ansuchen.(APA)