Sieht den Konjunkturhimmel über den Stahlschloten ungetrübt, will aber Verbesserungen für die Industrie beim Klimaschutz: der Chef der Voestalpine, Wolfgang Eder.

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Wien – "So etwas hat es in dieser Dichte und Kompaktheit die letzten 15 bis 20 Jahre nicht mehr gegeben. Die Nachfrage ist top, es gibt keine Bereiche, die schwächeln." Wolfgang Eder, Chef des Stahlriesen Voestalpine, erwartet im laufenden Geschäftsjahr (per Ende März) folgerichtig ein neues Rekordergebnis bei Umsatz und Ertrag.

Der Betriebserfolg (Ebit) werde "deutlich über 800 Mio. Euro" betragen, der Umsatz trotz des Verkaufs der Stahlhandelsgruppe (400 Mio. Euro Umsatz) "gegen sieben Mrd. Euro" ausfallen, sagte Eder am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Im Geschäftsjahr 2005/06 hat die Voestalpine bei 6,5 Milliarden Euro Umsatz 633 Millionen Euro verdient. In dem zu Ende gehenden Geschäftsjahr sollten bereits 55 Prozent des Umsatzes mit verarbeiteten Produkten erzielt werden. Im Vorjahr waren es 49 Prozent.

Eder sieht keine Anzeichen, dass sich die Stahlkonjunktur im Top-Segment, wo auch die Voest tätig ist, eintrüben könnte. Erst Anfang des Jahres sei es gelungen, Preiserhöhungen durchzudrücken und damit gestiegene Rohstoffkosten zu kompensieren. Angst vor einer Übernahme durch einen Konkurrenten oder Finanzinvestoren hat Eder nicht. Dank der inzwischen erreichten Börsenkapitalisierung von rund 6,5 Mrd. Euro sei man zu teuer, sagte Eder. Außerdem wisse er die Mehrheit der Aktionäre in dem Willen vereint, dass die Voest ein eigenständiges Unternehmen bleibt.

Eine Breitseite schoss Eder neuerlich gegen die Politik der EU in Sachen Klimaschutz ab. Statt der europäischen Stahlindustrie beim Ausstoß von CO2 Sparvorgaben zu machen und damit eine Abwanderung in außereuropäische Standorte zu riskieren, sollte besser über eine weltweite Vereinbarung nachgedacht werden, die weniger diskriminierend sei. Wenn jede erzeugte Tonne Rohstahl mit zehn Euro belastet würde, kämen in Summe weltweit 1,2 Mrd. Euro zusammen, die zur Vermeidung von Umweltschäden eingesetzt werden könnten, sagte Eder.

Der Voest-Chef wies darauf hin, dass in Linz von 2012 bis 2016 die Erneuerung der Kokerei sowie von zwei kleineren Hochöfen anstehen: die Investitionsentscheidung müsse bis Ende 2009 getroffen werden. Wenn zu diesem Zeitpunkt die absehbaren Kosten für die Emissionen zu hoch seien, "werden wir uns um Alternativen umsehen müssen". (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.1.2007)