Wien - Die Wiener Börse geht von sieben Börsegängen im laufenden Jahr 2007 aus. "Die Aussichten, dass wir das erreichen oder übertreffen, sind gut", erklärte Börse-Vorstandsdirektor Heinrich Schaller heute, Mittwoch, bei einer Pressekonferenz in Wien. Mit diesen IPOs (Initial Public Offerings) soll wie im Vorjahr ein Neuvolumen von rund 1,8 Mrd. Euro an den Wiener Kapitalmarkt fließen, erwartet die Börse.

Im abgelaufenen Jahr kam ein Gesamtkapital von insgesamt 11,9 Mrd. Euro neu an den Wiener Markt, davon entfielen 10 Mrd. Euro auf Kapitalerhöhungen. Damit sei der Wiener Kapitalmarkt ins europäische Mittelfeld vorgerückt, sagte Schaller. "Noch nicht abschätzbar" ist laut Schaller das Volumen, das zusätzlich dazu noch aus Kapitalerhöhungen - so genannten Secondary Public Offerings (SPO) - kommen soll.

Privatisierungsschritte

Auch wenn die neue Regierung nicht aktiv weitere Privatisierungen anpeile, werde es "weitere Schritte geben", erwarten die Börse-Manager.

Einen Beitrag zu neuen Kapitalzuflüssen soll auch ein neues Segment für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) leisten, dessen geplante Gründung im zweiten Quartal derzeit geprüft wird. Schaller zählt hier vor alem auf Unterstützung der Banken. Das Potenzial an geeigneten Unternehmen schätzt Schaller auf 50 bis 70 Unternehmen, in einigen Jahren rechnet er mit etwa zehn bis 15 Unternehmen in dem neuen Segment.

KMU-Börse

Eine solche KMU-Börse nach Vorbild des "Alternative Investment Market" (AIM) in London oder des "Entry Standard" in Frankfurt würde auch den Ausstieg von Risikokapital-Investoren (Venture Capital/Private Equity) erleichtern und könnte auch als erster Schritt an den Kapitalmarkt dienen. Bei den bisher zwei gescheiterten Anläufen für ein solches Segment hätte im Unterschied zu heute das Marktumfeld nicht gepasst, zudem habe es noch wesentlich weniger Handelsteilnehmer gegeben.

Als wichtige Ermutigung für "Börsekandidaten" regen die Wiener Börsevorstände Heinrich Schaller und Michael Buhl IPO-Förderungen nach ungarischem Beispiel an. In Ungarn etwa erhielten Börsenneulinge die Kosten eines Börsegangs bis zu einer gewissen Höchstgrenze von der Regierung ersetzt. Die Kosten für einen Börsegang bewegen sich in der Regel zwischen 6 und 10 Prozent der Emission. Der Großteil gehe an die Emissionsbanken, auf die Börse entfalle nur ein "Promillebereich" in Höhe von einigen Tausend Euro.

Ausbau der Mitarbeiter-Beteiligung

Weitere Anreize wären ein Ausbau der Mitarbeiterbeteiligung, eine kürzere vorgeschriebene Behaltefrist für Mitarbeiteraktien von fünf auf drei Jahre sowie eine Verdopplung des Freibetrags auf 3.000 Euro.

Die Wiener Börse versucht auch westeuropäische Unternehmen mit starker Verankerung in Mittel- und Osteuropa (CEE) zu einem Listing in Wien zu bewegen. Solche Unternehmen fänden in Wien "besondere internationale Aufmerksamkeit", so Schaller, denn Wien sei bereits heute Drehscheibe zwischen Ost- und Westeuropa. (APA)