Adolf Frohner wurde am 12. März 1934 in Groß-Inzersdorf in Niederösterreich geboren. Lebensfreude bestimmte den Gastgeber im Atelier und ebenso dessen Wahl seiner liebsten Sujets (Akt aus dem Zyklus "Metamorphosen"). (siehe unten)

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Der Maler und Grafiker Adolf Frohner verstarb am Mittwoch völlig überraschend im 73. Lebensjahr gestorben. Frohner war einer der Mitbegründer des Wiener Aktionismus.

Wien -"Kunst", schrieb Adolf Frohner als Vorstand des Instituts für bildende Kunst der Wiener Angewandten, "ist Sinnsuche im Bereich der Ästhetik. Sie hat immer mit Wirklichkeit zu tun und ist notwendig für die Menschen, denn diese müssen zu ihrer "Mensch-Bleibung" ständig durch Schönheit provoziert werden. Die Modekunst, die dem banalen Alltag heute aufs Haar gleicht, tut das nicht mehr. Und schon gar nicht, wenn sie extrem zu werden versucht: Da wird sie sogar am leichtesten von der Fernseh-Flachheit überholt." Bis zu seinem völlig überraschenden Tod wurde er nicht müde an der "Selbstbefriedigung auf einer hohen geistigen Ebene".

Seine Bilder, meinte er, sollen in erster Linie ihm selbst gefallen. Wohlgesonnene Betrachter seines Oeuvres wollte der Genussmensch Frohner aber nicht ausschließen. Im Gegenteil: "Je mehr es sind, desto besser." Die Kreise wie jene der Freunde sind kontinuierlich gewachsen seit seinem künstlerischen Durchbruch bei der Biennale 1969 in Sao Paulo, dem schon ‘72 eine Professur an der Angewandten folgte.

Stipendium im Kunstmekka

Begonnen hat alles in Herbert Boeckls "Abendakt" an der Wiener Akademie. Boeckl war es dann auch, der Frohner zu einem Stipendium nach Paris verhalf. Dort, im Kunstmekka jener Jahre zwischen Nouveaux Realistes, den Ecole-de-Paris-Stilpluralisten, dem Wein und den schönen Damen wurde Frohners Handschrift nachhaltig geprägt.

Zurück in Wien, ging er zunächst fremd. Eine Einmauerung im Kollektiv mit Otto Mühl und Hermann Nitsch und das Manifest Blutorgel begründeten den Wiener Aktionismus, den Frohner um den Aspekt ausgeweideter Matratzen bereicherte. Über drastische Bilder malträtierter Körper fand er zu sanfteren Malereien im Sinne einer "Verteidigung der Mitte", die er 2001 zum Motto einer groß angelegten Retrospektive im Kunstforum Bank Austria erhob. "Meine Mitte", meinte er damals, "ist sehr breit und groß und bestimmt nie den Rand der Kunst, dieser ist ausgefranst.Die Künstler sollen ihre Mitte bestimmen. Ich bin für die Eigendefinition und für die Selbstbestimmung."

Der Sog der Mitte

Die Mitte des mottogebenden Bildes war leer. Um sie herum kreisten allerhand Körperfragmente. Sofern es sich dabei um Köpfe handelte, machten die keinen glücklichen Eindruck. Wie bei jedem richtigen Schlachtfeld dominierte Rot den Grund und die Fragmente der geschundenen Kreaturen lagen in einer recht stimmigen Ordnung verstreut. Was wiederum damit zu tun haben mag, dass die Mitte sie offensichtlich anzieht. Ein Loch, ein Sog, ein Maelstromwirbel. Oder einfach ein Fleischwolf. Im Gegensatz zu Walter Sedlmayer, der den Verlust der Mitte beklagte, sind die Frohnerschen Naturen da eher hineingeraten – selbstverschuldet oder durch widrige Umstände.

Erst im Jänner wurde der Spatenstich zu einem Frohner-Forum in Krems getätigt. Es soll 2007 eröffnet werden. (Markus Mittringer/ DER STANDARD, Printausgabe 25.1.2007)

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Persönlich tief erschüttert über den überraschenden Tod Adolf Frohners zeigte sich Hermann Nitsch. Der Tod sei immer etwas Schreckliches, so Nitsch gegenüber der APA.

Der Künstler, zur Zeit anlässlich der Eröffnung seiner Sonderausstellung im niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten, verwies auf die Bedeutung Frohners für den Wiener Aktionismus, den sie gemeinsam mit Otto Mühl begründet hatten. Der Tod Frohners sei in künstlerischer Hinsicht ein schwerer Verlust.

Betroffen reagierte auch Ex-Kunststaatssekretär Franz Morak in einer Aussendung. In seinen Bildern habe Frohner "die großen Geschichten vom Mensch-Sein erzählt und als Maler und Zeichner gleichermaßen den Intellekt und die Sinne verwöhnt". Seine Menschenbilder habe er "aus einem beherzten und selbstschonungslosen Studium von Liebe, Leid, Beschädigung und Heilung gewonnen und – als Autodidakt – in kühnen Experimenten nach gesellschaftsverändernden Wirkungen der Kunst geforscht."

Gusenbauer: Wegbereiter eines alternativen Denkens

Österreich verliere mit Adolf Frohner einen großen Aufsehen erregenden Künstler, würdigte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer den am Mittwoch überraschend gestorbenen Maler und Grafiker. Seine Kunst habe für viele Menschen Antworten gegeben, "Österreich traut um ihn", betonte Gusenbauer in einer Aussendung.

Frohner habe als Wegbereiter des künstlerischen Aktionismus und eines alternativen Denkens die gesellschaftliche Reformation geistig-kulturell mit eingeleitet. Kunst sei für ihn kein ästhetischen Rückzugsort, sondern Mittel zur Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität gewesen. Er habe sich zunächst auf drastische Weise mit dieser Wirklichkeit auseinander gesetzt und damit massiven Widerstand provoziert. "Aber aus dieser Provokation ist eine der produktivsten Kunstereignisse Österreichs in der Nachkriegszeit hervorgegangen", stellte der Kanzler fest.

Schmied: "Provozierende und prägende Figur"

Die für Unterricht, Kunst und Kultur verantwortliche Ministerin Claudia Schmied reagierte bestürzt auf den Tod Adolf Frohners. Dieser "war Zeit seines Lebens eine polarisierende, provozierende und vor allem prägende Figur der Kunst und Gesellschaft unseres Landes", sagte Schmied laut einer Aussendung. Schmied würdigte die wichtige Rolle Frohners im Rahmen des Wiener Aktionismus und "die Weitergabe seines Wissens und Könnens an folgende Generationen, im Rahmen seiner Lehrtätigkeit".

Als "Künstler von Weltformat, der sich immer zu Niederösterreich bekannt und dem Land mit seinem künstlerischen Schaffen ein unverwechselbares Profil gegeben hat", würdigte der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (V) den verstorbenen Maler. Frohner war ein "großartiger Künstler und eine gefestigte Persönlichkeit, den immer auch besondere Toleranz und Menschlichkeit ausgezeichnet hat", so Pröll. Sein Vermächtnis werde im Frohner Forum Krems weiterleben. Frohners "Verbundenheit mit den Anliegen der Menschenrechte" würdigten die "Reporter ohne Grenzen", die Frohner "maßgeblich gefördert" hatte. Es sei "verstörend, dass er nicht mehr lebt", so Präsidentin Rubina Möhring.

Schröder: Kunstwelt zutiefst erschüttert

Der am Mittwoch überraschend gestorbene Adolf Frohner sei "einer der größten Künstler in Österreich nach 1945 und einer der verdienstvollsten für die Kunst- und Kulturpolitik" gewesen, betonte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder gegenüber der APA. "Ich, wir alle in der Kunstwelt, sind zutiefst erschüttert von dem völlig unerwarteten und überraschenden Tod", sagte Schröder, mit Frohner auch "einen ganz engen Freund" verliert.

Frohners überraschendes Ableben sei "umso schlimmer", als bald das Frohner-Museum in Krems eröffnet werden soll, das der Künstler selbst als "Krönung seines Lebens" erachtet habe. Wie kein Zweiter in der österreichischen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe Frohner dem Leiden Form verliehen durch seine Symbolfiguren der Ausbeutung, der Unterdrückung und der geschundenen Frau – und er habe sich mit dem Tod, "der jetzt schlagartig über ihn hereingebrochen ist", in hunderten Werken auseinander gesetzt, betonte der Albertina-Direktor. In der Sammlung der Albertina ist Frohner mit einigen Hauptwerken vertreten.

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Am vergangenen Freitag hatte Frohner noch am Spatenstich für das Frohner-Forum in Krems teilgenommen und wollte die Einrichtung im Minoritenkloster nach seinen eigenen Worten als lebendigen Ort der Begegnung mitgestalten. "Es war ihm nicht vergönnt, die Eröffnung seines Forums in Krems im kommenden Herbst mitzuerleben. Wir werden ihm damit in unserer Stadt ein bleibendes Andenken bewahren", betonte Bürgermeister Franz Hölzl (V) in einer Aussendung.

Mit Adolf Frohners Tod habe Niederösterreich einen großen Künstler und eine engagierte gesellschaftspolitische Stimme verloren, die polarisierend, provozierend, aufrüttelnd und ausgleichend zugleich wirkte. Seine Kunst sei Vermächtnis und Auftrag zugleich, sagte LHStv. Heidemaria Onodi (S).

Aktionist der ersten Stunde

Als "einen der bedeutendsten Maler seiner Generation" bezeichneten der Wiener Bürgermeister Michael Häupl und sein Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny Frohner in einer Aussendung. Als Aktionist der ersten Stunde habe er künstlerisches Neuland betreten und damit wesentlich zur Weiterentwicklung der Kunst beigetragen. Bedeutende künstlerische Spuren habe Frohner auch im öffentlichen Raum hinterlassen: "Durch seine Installation am Westbahnhof '55 Schritte durch Europa', an der täglich tausende Menschen vorbeigehen, ist er auch ein Begleiter für einen Großteil der Wiener Bevölkerung", so Häupl und Mailath-Pokorny.

Der Kultursprecher der SPÖ Niederösterreich und Obmann des NÖ Kulturforums, Ewald Sacher, würdigte Frohner als herausragende Künstlerpersönlichkeit. Er sei auch ein ganz besonderer Mensch gewesen, der aus seiner kritischen sozialen Einstellung niemals einen Hehl machte. Sacher verwies in einer Aussendung auch auf das niederösterreichische Atelier des Künstlers in Maria Laach am Jauerling. (APA)