Siehe da: In der Opposition entdecken manche SPÖ-Frauen ihr Herz für die bisher ungeliebte Hausfrau! Wirtschaftsminister Martin Bartenstein hatte in einem STANDARD-Interview vorgeschlagen, die Mitversicherung für Ehepartner in der Krankenversicherung abzuschaffen, wenn weder Kinder noch Alte oder Kranke zu betreuen sind. "Hände weg", sagt dazu die Kärntner SP-Politikerin Melitta Trunk. Warum eigentlich? Diese Idee hatte ja schon Brigitte Ederer als seinerzeitige SPÖ-Bundesgeschäftsführerin 1996 geäußert - und einen veritablen Wirbel erzeugt. Ab einer gewissen Einkommenshöhe des Alleinverdieners sollte die Mitversicherung fallen, schlug sie vor. "Soziale Gewissenlosigkeit", schimpfte daraufhin ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat. Auch Vorstöße der Liberalen in diese Richtung wurden von der Volkspartei immer mit dem Stempel "soziale Kälte" versehen. Trotzdem gibt es keine klare Umkehrung der Front aus Befürwortern und Gegnern. Denn in beiden Parteien ist man dazu ziemlich geteilter Meinung. SP-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl spricht sich vorsichtig für eine Abschaffung aus. Die Gewerkschaft hingegen hält an dieser Leistung traditionell als soziale Errungenschaft fest. Die frühere Sozialministerin Eleonore Hostasch hat dies wiederholt betont. Allerdings ist der ÖGB derzeit an so vielen Fronten beschäftigt, dass er glatt vergessen hat, gegen diesen neuen Vorschlag zu opponieren. Auch in der ÖVP stellen sich jene tot, die eigentlich aufschreien müssten. Wo ist der Katholische Familienverband? Schließlich könnten in Zukunft ja auch jene Hausfrauen Kassenbeiträge zahlen, deren Kinder das familiäre Nest verlassen haben. Das wiederum sollte die SPÖ begrüßen, die seit jeher alle Maßnahmen geißelt, die die Versuchung für Frauen erhöhen, daheim zu bleiben. 20 Milliarden Schilling kostet die Mitversicherung in Summe. Wie viel wirklich eingespart werden kann, steht noch in den Sternen. Denn dass logischerweise die Ehefrau des Herrn Hofrates, nicht aber die Gefährtin des Mindestpensionisten zur Kasse gebeten werden kann, sollte unbestritten sein. Aber die Gratis-Mitversicherung wird und wurde - besonders vor der Einführung der Werkverträge - häufig missbraucht. Beispielsweise von Freiberuflern, die sich keineswegs an der Armutsgrenze befanden. Eine klassische Überversorgung durch den Staat. Wer sich dank passablen Einkommens des Gatten den Luxus leistet, ohne Betreuungspflichten daheim zu bleiben, wird auch eine eigene Krankenversicherung verschmerzen.