München - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Jänner überraschend eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sei von 108,7 Punkten im Vormonat auf 107,9 Punkte gefallen, teilte das ifo-Institut am Donnerstag in München mit. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem leichten Anstieg des Index auf 108,9 Punkte gerechnet.

Während die befragten Unternehmen ihre Geschäftslage schlechter beurteilten, fielen die Erwartungen für die kommenden Monate erneut besser aus. Dies deute darauf hin, dass die Konjunktur nach einem leichten Dämpfer zum Jahresbeginn weiter Fahrt aufnehmen werde, hieß es.

Rückgang der Geschäfte

Von der Industrie über den Handel bis zum Baugewerbe berichteten die Betriebe von einem Rückgang der Geschäfte. "Die Mehrwertsteuer hat da sicher eine Rolle gespielt, da gab es Vorzieheffekte", erklärte der ifo-Konjunkturexperte Gernot Nerb. Vor allem bei langlebigen Konsumgütern wie Autos, Elektrogeräten oder Möbeln sei ein starker Rückgang der Nachfrage zu erwarten gewesen. Der Teilindex für die aktuelle Geschäftslage fiel von dem Rekordwert von 115,3 auf 112,8 Punkte zurück. Das sei aber immer noch sehr gut, betonten die Wirtschaftsforscher.

In der Exportindustrie und im Großhandel seien auch die über Monate hinweg stark gestiegenen Erwartungen für die nächsten sechs Monate etwas nach unten korrigiert worden. "Jetzt haben wir ein immer noch hohes Niveau, das auf Dauer realistisch sein könnte", sagte Nerb. Die Investitionsgüterindustrie sei aber gut beschäftigt, und die Inlandsnachfrage werde besser eingeschätzt. Deshalb seien die Produktionspläne und die Beschäftigungserwartungen im Jänner weiter gestiegen.

Dämpfer durch Ster-Erhöhung

Deutlich bessere Geschäfte erwarten der Einzelhandel und die Bauwirtschaft im kommenden halben Jahr. "Auch das spricht für einen nur begrenzten Dämpfeffekt der Mehrwertsteuererhöhung", sagte Sinn. Unter dem Strich stieg der ifo-Teilindex Erwartungen von 102,5 auf 103,2 Punkte. Das spreche dafür, dass die Delle bald ausgebügelt sein werde, sagte Nerb. Der Geschäftsklimaindex sei trotz des leichten Rückgangs immer noch auf dem zweithöchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Erholung der Bauwirtschaft festige sich immer mehr.

Die Wirtschaftsforscher hatten rund 7.000 Unternehmen befragt. Ölpreis und Wechselkurse hätten die Wirtschaft im Jänner nicht zusätzlich belastet, und auch die Preissteigerung zwinge die Europäische Zentralbank nicht zu Zinserhöhungen, sagte Nerb. Die Wirtschaft wachse zur Zeit in gesundem Tempo. Wenn die Konjunktur nach einer Delle im Frühjahr wieder Fahrt aufnehmen sollte und Lohnerhöhungen die Inflation anheizen sollten, könnten die Zinsen aber steigen.

Analysten hatten mit einem weiteren leichten Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex' gerechnet und zeigten sich etwas enttäuscht. Aber mit den verbesserten Erwartungen stiegen die Aussichten, dass auch 2007 kräftig investiert wird und somit weiterhin neue Arbeitsplätze entstehen", erklärten die Volkswirte der BayernLB. (APA/dpa)