Markus Koza von den Unabhängigen GewerkschafterInnen im ÖGB sieht die Wahlschlappen von Neugebauer, Csörgits und Co als eine Mischung aus Palastrevolte und Ausdruck allgemeiner Unzufriedenheit. Von einer "konzertierten Aktion" der sozialdemokratischen GewerkschafterInnen will Kaza, der auch schon am ÖGB-Kongress als einer der wenigen öffentlich Kritik äußerte, nichts wissen. "Kompletter Nonsense," drückt er es gegenüber derStandard.at aus. Dass Neugebauer nicht gewählt wurde, hätte er in erster Linie sich selbst zuzuschreiben. Schließlich seien andere VertreterInnen der GÖD und der FCG sehr wohl in den Vorstand gewählt worden, wie zum Beispiel FCG-Chef Norbert Schnedl.

Keine Verschwörung

Neugebauer sollte sich lieber fragen, was er falsch gemacht habe und dürfe sich nicht wundern, dass eine ständige Vermischung von Parteifunktion und Gewerkschaftsfunktion abgestraft würde. Allgemein sei man in der Gewerkschaft darüber verärgert, dass ständig das "parteipolitische Mandat vor das gewerkschaftspolitische" gestellt würde. Beispiel Studiengebühren und Pensionsreform. Auch das "erpresserisches Verhalten" der ständige Abspaltungsdrohungen hätten zu einer mehrheitlichen Ablehnung "beigetragen".

Dass Neugebauer nun tatsächlich eine Abspaltung einleitet, wundert den unabhängigen Gewerkschafter Koza wenig. Die UG habe immer vor einer Zersetzung des ÖGB gewarnt: "Über kurz oder lang wird der Rudi Hundstorfer als Kaiser ohne Reich dastehen." Anstatt sich abzuspalten solle die GÖD besser "ernsthaft Selbstkritik üben".

Kein Neuaufbruch

Das habe man auch auf dem Weg zum "ÖGB Neu" bisher nicht sehr ernsthaft verfolgt. Auch über die Frage, wer über den Bawag-Skandal wieviel gewusst hätte, habe es "nie eine ehrliche Diskussion gegeben."

Alles in allem sieht Koza keine Spur von Neuaufbruch, alle Mitglieder der ÖGB-Spitze - außer Schnedl - kämen weiterhin aus dem traditionellen Apparat. "Wir hätten gerne einen ÖGB-Präsidenten gehabt, der von außen kommt. Am besten eine Präsidentin." Für die Zukunft befürchtet Koza, dass der ÖGB in der Großen Koalition wieder in alte Muster verfällt. "Was wir aber dringend brauchen, ist es, Positionen glaubhaft auch gegen die Regierung zu vertreten." (mhe)