Wien - Für ein Studiengebühren-Kredit-Modell mit steuerlicher Rückfinanzierung hat sich am Donnerstag ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek bei einer Pressekonferenz als langfristige Lösung für das Problem des Uni-Zugangs zum Medizin-Studium ausgesprochen. Eine Rückerstattung der Studiengebühren über die Steuerleistung wäre dabei nur für jene Medizin-Absolventen möglich, die sich auch in Österreich niederlassen. Damit wäre die ärztliche Versorgung sichergestellt, Deutsche, die wieder in ihre Heimat zurückkehren, hätten keine Vorteile.

Rückzahlen bei Berufseintritt

So würde das Modell funktionieren: Für die Bezahlung der Studiengebühren wird ein Kredit aufgenommen. Rückzuzahlen ist dieser erst bei Berufseintritt. Absolventen, die sich in Österreich niederlassen, werden die Rückzahlungsraten in Form von Steuernachlässen refundiert, alle anderen müssten zurückzahlen.

Noch keine konkreten Vorstellungen

Vorerst unterstützt Brinek aber die weitere Verteidigung der derzeit geltenden Quote im Medizin-Studium (75 Prozent Österreicher, 20 Prozent EU-Bürger, 5 Prozent Bürger anderer Staaten), gegen die die EU-Kommission gestern, Mittwoch, ein neues Verfahren eingeleitet hat. Parallel dazu sollte versucht werden, einen bilateralen Vertrag mit Deutschland abzuschließen. "Wenn dieser befristet ist und das Ziel einer großen Lösung nicht aus den Augen verloren wird, wäre das auch EU-konform", so Brinek, die aber noch keine konkrete Vorstellungen hat, was ein solcher Vertrag beinhalten könnte.

Nächster Schritt wäre für Brinek das "Streben nach einem europäischen Finanzausgleich". Derzeit sei ein Kostenausgleich für Studenten in anderen Ländern nur zwischen EU- und Nicht-EU-Staaten möglich, etwa zwischen Norwegen und Dänemark.

Erhöhung der Studiengebühren notwendig

Brinek bestätigt, dass ein Kredit-Modell mit steuerlicher Rückfinanzierung nur bei höheren Studiengebühren funktionieren würde, will aber keinen Betrag nennen. Prinzipiell wären höhere Gebühren nur für das Medizin-Studium möglich, in vielen Ländern würde mit unterschiedlich hohen Studienbeiträgen Studentenströme gesteuert. Das sollte sich, ebenso wie andere Möglichkeiten, die im Wissenschaftsministerium angesiedelte interministerielle Arbeitsgruppe überlegen, die ein Sozialmodell für die Studiengebühren ausarbeiten soll.

Brinek bleibt bei Zugangsbeschränkung

Die VP-Wissenschaftssprecherin sprach sich auch dafür aus, die 2005 geschaffene Möglichkeit beizubehalten, in acht Fächern (Medizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Biologie, Psychologie, Pharmazie sowie Betriebswirtschaftslehre und Publizistik) Studienplatzbeschränkungen einzuführen. Als Grund nannte sie einen verstärkten Zustrom ausländischer Studenten in Pharmazie und Publizistik an der Uni Wien.

"So gut wie undenkbar" hält Brinek die Einführung eines Numerus-Clausus nach deutschem Vorbild. "Da ist mir der EMS-Test (Eignungstest für die Aufnahme in das Medizin-Studium, Anm.) lieber", sagte Brinek, die nicht "halbgute Modelle" kopieren will. (APA)