Salzburg - "In freier Natur werden solche Krüppel oder Missgeburten daher rücksichtslos ausgemerzt. Auch viele ursprüngliche Völkerstämme halten an dieser natürlichen Auslese fest." Der Verfasser dieser Zeilen ist Eduard Paul Tratz (1888-1977). Tratz, der 1924 das Salzburger "Haus der Natur" gegründet hatte, war in der NS-Diktatur SS-Hauptsturmführer, Träger von Totenkopfring und Blutorden sowie Abteilungsleiter der von SS-Reichsführer Himmler gegründeten pseudo-wissenschaftlichen Vereinigung "Ahnerbe", die sich der Rassenhygiene verschrieben hatte.

Als "Ahnerbe"-Funktionär organisierte Tratz sein "Haus der Natur" zur Forschungsstelle für Vererbungslehre und Rassenhygiene um. Tratz "wissenschaftliche" Arbeiten lieferten Grundlagen für das "Euthanasie-Programm" der Nazi, das zur Ermordung von über 200.000 Menschen führte. 1963 wurde Tratz als Dank für sein Lebenswerk Ehrenbürger der Stadt Salzburg. Übrigens ein einstimmiger Beschluss von SP, VP, FP und des einzigen kommunistischen Gemeinderates.

30 Jahre nach seinem Tod soll der hochdekorierte Nazi nun zumindest posthum die Ehrenbürgerschaft verlieren. Die höchste Auszeichnung, welche die Landeshauptstadt zu vergeben habe, sei mit den "mittlerweile bekannt gewordenen Details" über den Nazi Tratz nicht vereinbar, begründet die Bürgerliste einen entsprechenden Antrag. Unterstützung erhält sie dabei von Sozialminister Erwin Buchinger (SP). Dieser hatte vor Kurzem die Entfernung einer Tratz-Büste aus dem "Haus der Natur" durchgesetzt. (neu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.1.2007)