Abbas und Livni sowie Israels Vize-Ministerpräsident Shimon Peres waren in Davos sichtlich bemüht, Verständnis für die andere Seite zu demonstrieren. Die Begegnung mit Abbas in herzlicher Atmosphäre könnte neue Bewegung in den blockierten Friedensprozess bringen, meinten Diplomaten.
Aufeinanderzugehen
Wie schwierig das erneute Aufeinanderzugehen der Konfliktparteien werden kann, zeigte sich aber auch in Davos: Während Abbas sagte, er sei überzeugt, dass der Zwei-Staaten-Plan der road map des Nahost-Quartetts so schnell wie möglich verwirklicht werden solle, sprach Livni nur von einer schrittweisen Annäherung. "Wir müssen sehen, was machbar ist aber auch sicher sein, dass die Konzessionen unser Leben nicht bedrohen werden." Die Schaffung eines Palästinenser-Staates sei die nationale Antwort auf dass Problem, sagte Livni. "Wir können uns keine Fehler mehr leisten."
Der Extremismus in der Region sei das Haupthindernis für eine friedliche Lösung, meinten beide Seiten. "Wir müssen die Gemäßigten zusammenführen, und die friedliebenden Nationen müssen gegen die Extremisten zusammenstehen", sagte Abbas. "Es geht darum, die Extremisten zu entmachten, die Gemäßigten zu befähigen und ihnen zu einer Stimme zu verhelfen", ergänzte Livni. Peres verwies auf die Notwendigkeit eines wirtschaftlichen Aufbaus in der Region. "Wir können keine neuen Industrien, Landwirtschaft und Tourismus aufbauen, wenn wir das nicht gemeinsam machen."
Mit ihrem Treffen setzten Abbas und Livni sowie Peres eine Tradition in Davos fort. In dem Schweizer Wintersportort, in dem bis Samstag etwa 2.400 Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft zusammenkommen, hatten sich 1994 Peres und der frühere Palästinenser-Präsident Yasser Arafat getroffen. 1997 kam es in Davos zu einer Begegnung zwischen Arafat und Israels damaligem Premier Benjamin Netanyahu. Arafat hatte das Forum aber auch als Ort für Kampfansagen an Israel genutzt.
Merkel habe gegenüber Abbas in Davos ihre Unterstützung für eine Regierung der nationalen Einheit in den palästinensischen Gebieten bekräftigt, teilte das Bundespresseamt am Donnerstag in Berlin nach der Unterredung zwischen der Kanzlerin und dem palästinensischen Präsidenten mit. Zugleich habe sie deutlich gemacht, dass der Beschuss Israels mit Kassam-Raketen aufhören müsse.