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Die neue Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely.

Foto: APA/ GUENTER R. ARTINGER

Am Donnerstag wurde Sonja Wehsely als Gesundheits- und Sozialstadträtin angelobt. Mit Karin Krichmayr sprach sie über Rauchverbot, Alkoholmissbrauch und Pflegepersonal. Fotos mit Hitlergruß fallen für die bisherige Integrationsstadträtin nicht unter Jugenddummheiten.

STANDARD: Der Ruf nach einem generellen Rauchverbot wird immer lauter. Stimmen Sie mit ein?

Wehsely: Vorweg: Ich bin Nichtraucherin. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Rauchen und auch Passivrauchen ungesund sind, daher steht der Schutz von Nichtrauchern über anderen Fragen. Man muss schauen, ob die Variante, dass es in Lokalen Raucherbereiche gibt und das Normale das Nichtrauchen ist, funktioniert. Wenn nicht, muss man zu stärkeren Mitteln greifen, also zu einem generellen Rauchverbot.

STANDARD: Was halten Sie von Raucherentwöhnung auf Krankenschein?

Wehsely: Es ist ja nicht so, dass die Krankenkassen nicht wissen, was sie mit ihrem Geld tun sollen. Da wäre es zu leicht, einfach zu sagen, dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen sollen. Das ist nur ein Puzzlestein. Ich bin sehr stark für Prävention, weil Rauchen ja eine Sucht ist. Und Suchtprävention fängt bei Kindern an, wo es auch ganz konkrete Projekte gibt, um Kinder Selbstwertgefühl zu lehren, was wiederum Suchtverhalten vorbeugt.

STANDARD: Soll es auch auf alkoholischen Getränken Warnungen geben?

Wehsely: Alkoholmissbrauch ist ein Thema, das mir ganz wichtig ist, weil es öffentlich noch viel zu wenig diskutiert wird. Alkoholismus wird als normales Wiener Wesen gesehen, und das glaube ich nicht. Es gibt erschreckende Zahlen, was Alkoholmissbrauch durch Kinder betrifft. Das einfachste wäre ein Verbot, aber das kann nicht die Lösung sein.

STANDARD: Die Drogenszene in Wien sorgt immer wieder für Debatten. Was halten Sie von Konsumräumen?

Wehsely: Das Wiener Drogenkonzept ist europaweit sehr gut angeschrieben. Grundprinzipien sind, dass Drogenkranke eben Kranke sind, dass es null Toleranz bei Dealern geben muss und wir auf Prävention, medizinische Hilfe und soziale Integration setzen. Die Frage zu Konsumräumen müssen vor allem Experten beantworten, und da gibt es unterschiedliche Positionen.

STANDARD: Wann wird Lainz den Standards eines modernen Pflegeheims entsprechen?

Wehsely: Seit 2003 wurden die Betten deutlich reduziert, es gibt keine Achtbettzimmer mehr. Es gibt ein klares Pflegekonzept, das im Mittelpunkt den Menschen sieht, wo die Pflege zu den Menschen geht, also weg von den riesigen Einrichtungen hin zu dezentra-len kleineren Einrichtungen, möglichst in Wien verstreut. In Lainz leben mehr als 1000 Personen, und man kann nicht einfach ein Ausweichquartier suchen. Bis sinnvolle Lösungen da sind, dauert es aber sicher noch viele Jahre. Ich werde bestimmt nicht sagen: "Nächstes Jahr ist das alles gelöst." Ich werde nur Dinge versprechen und ankündigen, die ich auch umsetzen kann.

STANDARD: Wie kann man die Situation des Pflegepersonals verbessern?

Wehsely: Die Situation ist natürlich eine sehr belastende, körperlich und psychisch. Man muss schauen, ob es Alternativen zum lebenslangen Pflegeberuf gibt, ob es Umstiegsmöglichkeiten gibt. Auf der anderen Seite ist die Pflege ein absoluter Zukunftsbereich. Besonders in der ambulanten Pflege brauchen wir viel mehr Personal.

STANDARD: Beurteilen Sie die Strache-Fotos von den Waldspielen auch als "Jugendtorheiten" wie ihr Chef Alfred Gusenbauer?

Wehsely: Gusenbauer hat auch gesagt, dass ein klares Bekenntnis zum Rechtsstaat unabdingbar ist. Ich sehe das aber nicht als Jungendummheit, insbesondere weil mein Eindruck nicht der ist, dass alle in der FPÖ der Meinung sind, dass das, was den Nationalsozialismus ausgemacht hat, das größte Verbrechen im letzten Jahrhundert und darüber hinaus war. Jeder und jede von uns hat Späße in der Jugend gemacht, aber ich habe eigentlich mit keinen Personen Kontakt, die Sorgen haben könnten, dass es von ihnen ein Foto mit dem Hitlergruß gibt. (DER STANDARD – Printausgabe, 26. Jänner 2007)