Teheran - Über den Ausbau des iranischen Atomprogramms hat es am Samstag von widersprüchliche Mitteilungen aus Teheran gegeben. Derzeit würden 3.000 weitere Zentrifugen für die Anreicherung von Uran installiert, sagte der Vorsitzende des Außenausschusses des iranischen Parlaments (Majlis), Alaeddin Boroujerdi, der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA. Kurze Zeit darauf meldete sich jedoch die Atomaufsicht des Landes mit einem Dementi zu Wort. "In der Anlage in Natanz ist keine einzige neue Zentrifuge installiert worden", sagte der zuständige Abteilungsleiter Hossein Cimorgh (Simorgh).

Nach den bisher bekannt gewordenen Planungen soll der Aufbau neuer Zentrifugen bis Ende März abgeschlossen sein. Boroujerdi legte sich jedoch nicht auf ein Datum fest. Cimorgh betonte, dass sich sein Dementi auf die Äußerungen Boroujerdis beziehe. Es ist wiederholt vorgekommen, dass sich offizielle Vertreter im Iran unterschiedlich zu Atomfragen geäußert haben.

Mit den Zentrifugen kann sowohl niedrig als auch hoch angereichertes Uran gewonnen werden. Letzteres wird für den Bau von Atomwaffen benötigt. Diplomaten hatten in diesem Monat gesagt, nach ihrer Einschätzung sei der Iran bereit, 3.000 Zentrifugen in seiner Nuklearanlage in Natanz zu installieren. Sie beriefen sich dabei auf Untersuchungsergebnisse von UNO-Inspektoren. Für die Installation der Zentrifugen sei alles vorbereitet und die entsprechende Ausrüstung vorhanden. Das Land warte nun offenbar auf ein geeignetes Datum, um den Schritt öffentlichkeitswirksam zu vollziehen. Denkbar sei der Zeitraum Anfang Februar, wenn der Iran den Jahrestag der Islamischen Revolution feiere, so die Diplomaten.

Verdacht auf Atomwaffe

Der Westen verdächtigt den Iran, an Atomwaffen zu arbeiten. Die Regierung in Teheran hat dagegen stets erklärt, das Atomprogramm lediglich zu zivilen Zwecken zu betreiben, und ihr Recht darauf betont. Nach vergeblichen diplomatischen Bemühungen hatte der UNO-Sicherheitsrat kurz vor Weihnachten Sanktionen gegen den Iran beschlossen, um den viertgrößten Ölexporteur zur Aufgabe seines Atomprogramms zu bewegen. Die Entschließung (Resolution 1737) untersagt allen UNO-Mitgliedsländern die Lieferung von nuklearen Materialien und Technologien an den Iran, um zu verhindern, dass Teheran sein Atom- und Raketenprogramm weiter ausbauen kann. Darüber hinaus verfügt sie, dass das Vermögen einer Reihe namentlich genannter Personen und Unternehmen, die an den iranischen Atom- und Raketenprogrammen mitarbeiten, eingefroren wird. Nicht zuletzt soll der Iran demnach auch alle Anreicherungsaktivitäten einstellen.

Ahmadinejad empfängt russischen Sicherheitsratchef

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad empfängt am Sonntag in Teheran den Chef des russischen Sicherheitsrates, Igor Iwanow. Im Streit um das iranische Atomprogramm bestärkt Moskau die Regierung in Teheran in ihrem Wunsch nach einer friedlichen Nutzung der Atomenergie. Der russische Außenminister warnte am Samstag in Moskau die USA, nach dem Kompromiss im UNO-Sicherheitsrat einseitig zusätzliche Sanktionen gegen Teheran zu verhängen. Russland setzte bei der Resolution 1737 Abmilderungen durch.

Der Generaldirektor der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA bzw. IAEO), Mohammed ElBaradei, rief am am Freitag beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Atomkonflikt mit dem Iran zur Mäßigung aufgerufen. "Wir brauchen eine Kurskorrektur, weil wir uns auf einen Kollisionskurs zubewegen", sagte er. Am Tag davor hatte ElBaradei den Iran aufgefordert, ein ausgesprochene Einreiseverbot für 38 IAEO-Inspektoren aufzuheben.(APA/AFP/Reuters)