München/Berlin – „Es hat keinen Kampf gegeben und auch keine Verletzten.“ Selbst Edmund Stoiber flüchtet sich am Freitag in Galgenhumor, als er nach der Krisensitzung in seiner Staatskanzlei vor die Journalisten tritt. Doch was der noch amtierende bayerische Ministerpräsident dann von der kurz zuvor beendeten Krisensitzung zu berichten hat, macht ihn nicht gerade froh: Wieder ist es ihm nicht ge_lungen, seine Nachfolge für den CSU-Vorsitz zu regeln.

Sowohl der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber als auch Bundesverbraucherminister Horst Seehofer halten an ihrer Kandidatur fest. Zwar will Stoiber in den kommenden zwei Wochen noch weitere Gespräche mit den beiden Konkurrenten führen, doch es läuft derzeit alles auf eine Kampfkandidatur am Parteitag Ende September hinaus. „Das ist ein ganz demokratisches Vorgehen“, versucht Stoiber zu beruhigen, räumt dann jedoch ein: „Ich mache mir Sorgen, dass das zu Auseinandersetzungen der Anhänger führen könnte.“

Denn mittlerweile wird der bayerische Erbfolgekrieg mit schärferen Waffen geführt als noch vor einer Woche, als Stoiber seinen Rückzug als Ministerpräsident und CSU-Chef für September angekündigt hat. Seehofer, der in der Parteispitze wenig Rückhalt hat, beruft sich auf seine guten Umfragewerte. Denn der Ingolstädter ist bei der Basis beliebt – auch wenn sein Privatleben turbulent verläuft. „Da muss man jetzt durch und versuchen, es gut zu lösen“, sagt er, wenn er auf die familiären Komplikationen (Ehefrau, drei Kinder in Ingolstadt, schwangere Freundin in Berlin) angesprochen wird.

Der CSU-Führung wirft Seehofer vor, ein „Intrigantenstadl“ zu sein – nicht nur, weil sie letztendlich doch Stoibers Sturz herbeigeführt habe, sondern auch, weil seine eigene Kandidatur gegen den wenig populären Huber verhindert werden soll. In der CSU heißt es, Seehofer soll der Verzicht auf die Kandidatur mit seiner Aufwertung in der Hauptstadt schmackhaft gemacht werden. Er könnte einen Sitz im Koalitionsausschuss von Union und SPD_in Berlin bekommen, wäre dann die „starke Stimme“ Bayerns in Berlin.

Übrigens: Stoibers Staatskanzlei hat sich von der Bild-Zeitung sogar schriftlich bestätigen lassen, dass nicht sie es war, die dem Springer-Boulevardblatt Hinweise auf Seehofers schwieriges Privatleben gegeben hat. (Birgit Baumann/ DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.1.2007)